Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Cross-Skating Tour zur Burg Frankenstein im Odenwald
Der Odenwald gilt, trotz seiner recht geringen Höhe, als ein für Cross-Skater schwer erschließbares Gebiet. Doch besondere Ausflugsziele wecken besondere Motivation und eins davon heißt Burg Frankenstein. Gelegen auf dem gleichnamigen Berg, Frankenstein, am Nordende des Odenwaldes, war die Burg bereits Ziel einiger Berg-Zeitfahrwettbewerbe lokaler Radsportler aus dem Darmstädter Raum. Gute Radsportler bewegen ihr Rad allerdings etwa doppelt so schnell diesen Berg hinauf wie wir Cross-Skater. Somit steigt der sportliche Reiz für uns natürlich nur um so mehr. Wer nicht das Glück hat in der Nähe zu wohnen, muss irgendwie dort hinkommen und das macht einem die hiesige Verkehrsführung nicht gerade leicht. Vom Wanderparkplatz, am Fuße des Frankenstein, ist es leicht, doch es macht beinahe den Eindruck, als hätten es die Verkehrsplaner so vorgesehen, dass Wanderungen und andere Aktivitäten von diesem Startpunkt aus, vor allem nur motorisierten Verkehrsteilnehmern von der, ausgerechnet an dieser Stelle, radweglosen B426 aus, vorbehalten bleiben sollen. Gerade im radfahrerfreundlichen Darmstadt eigentlich ein Unding. Also muss man etwas kreativ werden bei seiner Anfahrt, so habe auch ich mir etwas einfallen lassen.
Ich persönlich entschloss mich für die sportliche Anreise mit den Cross-Skates, wobei ich mich aber um drei Kilometer verschätzte, was mit Rückreise in der Summe sechs Kilometer ausmachte – leichte Kilometer, möchte ich aber betonen. Aber immer schön der Reihe nach. Meine Anfahrt, führte mich von Groß-Gerau über Teile der „Büttelborner Marathon-Runde“, wo schon vor über 10 Jahren Marathonrennen mit Cross-Skates stattfanden. Etwa in der Größenordnung eines Marathons musste ich an diesem schönen Septembertag auch kalkulieren, nur erheblich langsamer. Weiter ging es durch Griesheim bei Darmstadt, hauptsächlich auf normalen Straßen. Wer die von mir gewählte Routenführung abfährt, sollte eine gewisse Resistenz gegen Kraftfahrtverkehr mitbringen, denn rund 17 km (= ein Drittel) der Strecke liefen direkt auf öffentlichen Straßen. Den Luxus eine noch schönere, verkehrsärmere oder auch „erlaubtere“ Route zu planen, gönnte ich mir nicht, weil eine flüssige Hin- und Rückfahrt eine gewisse Prioriät bei mir hatte. Es wären sonst vielleicht eher 60 Kilometer Gesamtstrecke geworden.
Trotzdem ist die Tour landschaftlich interessant und der Verkehr war weder dicht, noch gefährlich. Bei Kilometer 13 passiert man, kurz nach Griesheim, den Dagger Complex in dem bekanntlich die NSA ihr geheimes zu Hause hat (das möchte ich nur gegen das Vergessen, immer wieder erwähnen). Ich weiß, diese Stichwörter alarmieren jetzt wieder die Paranoia-Tools der Geheimdienste. Nur zwei Kilometer später geht es in den Wald, optisch flach, aber praktisch leicht ansteigend, geht auf dem mittelgrob geschotterten Weg das Tempo deutlich nach unten. So geht es weitere drei Kilometer bis zum Darmstädter Stadtteil Eberstadt. Gleich am Ortsrand rechts und dann lange geradeaus auf sandigen Wegen mit altem Sand des Ur-Rheins, wie hier fast überall in der Gegend. Bei Kilometer 19 eine plötzliche Rückkehr in die laute Zivilisation beim Überqueren einer frequentierten Kreuzung zwischen Eberstadt und Pfungstadt. Fast ebenso Plötzlich wird es dann wieder still, denn die Route führt über einen traumhaften Feinschotter-Weg entlang des Flüsschens Modau. Dieser Abschnitt ist angenehm und erholsam und wohl die beste Routenführung gegenüber einem direkten Weg direkt durch das Zentrum von Eberstadt. Etwas Fahrkunst ist aber schon nötig auf dem Modau-Fußweg, denn er biegt oft jäh ab und es gibt einige Brücken- und Straßenüberquerungen.
Nach nur 1,8 Kilometern auf diesem Traumpfad, verlasse ich ihn schon wieder, um „Im Hirtengrund“ in südlicher Richtung weiterzufahren. Nach einigen Metern benennt sich die Straße, fast unbemerkt, in „Ringstraße“ um, der ich aber trotzdem folge, um dann bald in die Frankensteiner Straße nach links abzubiegen. Damit ist man auf dem richtigen Weg. Nach einigen hundert Metern zieht bereits die Steigung etwas an. Am Ende der Frankensteiner Straße, bei rund fünf Prozent Steigung, gelangt man an einen deutlich serpentinigen Fußgängerweg, den man dann nimmt. Liebe Sportler, auch die Fans von Rücklaufsperren: An dieser Stelle ist es keine Schande für 200 Meter die Cross-Skates auszuziehen und zu tragen! Der enge Weg, die Verbundplatten und am Ende der tiefe Sand machen das Vorankommen, egal mit welchem Cross-Skating Equipment (!), zum peinlichen unterfangen. Nach den Serpentinen geht es über eine Brücke (Cross-Skates immer noch tragen, ist nur gut gemeint) und dann halbrechts etwa 60 Meter einen sandigen Mountainbike-Downhill-Trail hinauf. Keiner kann dort mit Anstand hoch skaten, daher spart man sich die Kräfte besser für das was danach kommt. Auch mit Rücklaufsperren an den Cross-Skates würden sich eventuelle Zuschauer totlachen, wenn sie einen hier hochstolpern sehen würden. Also: Ablegen – hochtragen – Würde bewahren. Oben angekommen, Cross-Skates anlegen ist wieder erlaubt, gleich rechts und nach 250 Metern nochmals rechts und wenige Meter später steht man endlich vor dem Wanderparkplatz „Sommergrund“. Hier darf man kurz durchschnaufen oder sich vielmehr konzentrieren. Den sportlichen Start in den Berg lege ich auf die etwas tiefer liegende Einfahrt zum Wanderparkplatz, mehr Höhenmeter sind eben auch mehr Berg.
Die Strecke von knapp 23 Kilometern Anfahrt war mehr als genug, um mich aufzuwärmen, also beginne ich sofort mit der Auffahrt zur Burg. Die ersten 150 Meter, von 2800, fühlen sich harmlos an, aus mehreren Fahrten auf den Frankenstein, weiß ich aber, wie trügerisch dieser Eindruck sein kann. Dann, in der nächsten Linkskurve, steigt der Berg auf seine „Durchschnittswerte“ an, was hier knapp acht Prozent Steigung sind. Auch das bewältigt noch jeder, zumal der Anstieg danach nochmals verlockend „abflacht“, sofern man sechs Prozent Steigung als flach empfindet. Dann aber zeigt sich der Frankenstein bald von seiner ehrlichen Seite und türmt sich zur fast durchgehenden Steigung von rund acht Prozent auf. Nach rund einem Kilometer am Berg weiß man gut Bescheid, was einem der Berg zu bieten hat. Gleichzeitig ahnt man aber auch, dass man sich wieder einmal verschätzt hat. Ich glaube, das passiert hier fast jedem – immer und immer wieder. Der Berg ist dabei so fair, wie ein Berg nur sein kann. Hier findet man den perfekten Asphaltbelag, absolut makellos und mit optimaler Grobporigkeit für bergauf fahrende Cross-Skater, macht es uns der Berg in jeder Hinsicht leicht. Ja,wenn da nicht die Steigung wäre, die man auf Grund der fahrtechnisch perfekten Bedingungen, wohl automatisch etwas zu schnell angeht. Aber es gibt unterwegs keine Ausrede, da kommt kein Schlagloch und keine ausgebesserte Stelle mit glattem Belag, auf dem der Stock abrutscht. Wer hier schwächelt, der tut das zu 100 Prozent selbstverschuldet, wer hier aufgibt tut das wirklich ohne äußeren Anlass. Wenn schon, dann vergeigt man es selbst. Also muss man da durch. Hilfreich bei der Einteilung der eigenen Kräfte, ist eine Zeitkalkulation von 20 (sehr sehr sportlich) bis 30 (Normal-Cross-Skater) Minuten, die man für den Aufstieg einplanen sollte.
Die Hälfte des Bergs hat man nach rund 1,4 Kilometern hinter sich, aber die steilsten etwa 800 Meter mit neun bis zehn Prozent Steigung noch unmittelbar vor sich. Die letzte aufsehenerregende Kurve ist eine Links-Serpentine, bei Berg-Kilometer 2,4, an der man dann aber das Schlimmste schon hinter sich hat. Wenn man weiß, dass es ab hier nur noch 400 Meter sind, bis ganz oben, gibt man in dieser Kurve unwillkürlich etwas Gas. Wer’s sportlich mag, kann das tun, sollte sich aber trotzdem auf gefühlte 800 Meter bis zum Gipfel einstellen, denn die Steigung legt gleich danach wieder etwas zu. Ganz plötzlich – man sieht zuerst die Schilder – steht man vor dem Parkplatz an der Burg. Etwa 220 Höhenmeter sind nonstop bewältigt! Wer sich völlig abschießen möchte, fährt noch direkt den steilen Stich zum Parkplatz hoch. Genuss-Skater rollen vielleicht besser direkt links zur Burg, um sich moralisch für den Aufstieg zu belohnen.
Nach Bergauf folgt Bergab und zwar mit exakt den gleichen Steigungswerten, nur eben negativ, die man sich zuvor mit hohem Körpereinsatz erarbeitet hat. Daran sollte man beim Bremsen denken. Was der Körper an Wärme produziert hat, müssen nun winzige Bremsbeläge an Wärme nochmals weiterleiten und das auch noch in kürzerer Zeit. Das ist technisch durch Wärmeabstrahlung und Konvektion nicht zu bewältigen. Es bieten sich etwa vier Optionen an. Erstens: Gar nicht oder sehr wenig bremsen, wovon ich in diesem Fall dringend abrate, weil man auf dieser öffentlichen Straße Geschwindigkeiten von über 40 km/h erreichen würde. Zweitens: Sehr langsam abfahren. Bei etwa 7 bis 10 km/h bleibt der Bremse genug Zeit zur Abgabe der Wärme. Nach diesen 20 Minuten in sehr wenig entspannter Haltung, zittern allerdings oft die Beine erheblich. Drittens: Die Abfahrt in zügigem, aber ungefährlichem Tempo mit Zwischen-Stopps zum Abkühlen der Bremsbeläge, etwa alle 500 Meter. Dabei kommt sicher mancher auf die Idee, die Haltezeit durch Abkühlung der Bremsen mit Wasser zu verkürzen. Das geht und daraus entstand auch die vierte Option: Dauerkühung der Bremsen durch Opfern einer größeren Getränkemenge zu Gunsten der Bremsbeläge. Etwa alle 200 bis 300 Meter schüttet man aus einer Trinkflasche eine kleinere Menge Wasser auf die Bremsen und kann so ohne Pause weiter abfahren. Das hatte auch ich vor und hatte extra eine 0,5-Liter-Flasche, nur zu diesem Zweck, in den Rucksack gepackt. Das hat sich aber zum Glück erübrigt, da die Straßen vom Regen der letzten Nacht noch durchgehend nass waren und die Bremsen so nur lauwarm wurden. Nach knappen zehn Minuten Abfahrt nach Methode vier (gilt auch für Methode drei), wackeln einem aber trotzdem die Beine etwas und man wünscht sich keine wirklich längeren Abfahrten. Danach also aufpassen, die ersten Schritte im Skating-Schritt sind danach wirklich sehr plump, man glaubt nicht, das seien die eigene Beine, die man da zu bewegen versucht.
Unten angekommen, biegt man kurz vor dem Wanderparkplatz rechts ab in Richtung des Mountainbike-Trails, den man diesmal durchaus bergab versuchen kann. Man hat ja Bremsen und braucht diese dann danach auch unbedingt auf der Fußgänger-Serpentine und anschließend bergab noch etwa einen halben Kilometer die Frankensteiner Straße hinab. Auch hier an eine eventuelle Bremsen-Überhitzung denken. Wer ein Gefühl dafür entwickeln möchte, sollte nach dem Bremsen einmal die Bremsbeläge ganz kurz anfassen, sie können bis über 200 Grad Celius erreichen, also Vorsicht. Wasserkühlung sorgt für reifenbekömmliche knapp 100 Grad Maximaltemperatur. Dieses Glück hatte ich auch auf der Frankensteiner Straße , denn der noch nasse Asphalt, ersparte mir den Griff zur Flasche beim Abfahren.
Bald war ich dann wieder auf dem schönen Weg an der Modau, nach kurzer Ortsdurchfahrt, wieder im Wald und dann auf leichten, bekannten Wegen auf dem Rückweg nach Groß-Gerau. Man muss ja nicht gleich eine über 50 km lange Fahrt aus dem Frankenstein-Besuch machen, eine gewisse Anfahrt empfehle ich aber schon, denn sonst verschätzt man sich am Berg nur umso mehr.
Der Berg Frankenstein heißt wirklich so, aus der Burg am Frankenstein wurde bald die „Burg Frankenstein“. Ob sie mit dem Doktor Frankenstein aus Mary Shelleys berühmtem Roman „Frankenstein“ überhaupt etwas zu tun hat, ist unwahrscheinlich. Doch ein wenig Literatur-Romantik und etwas erhöhter Fremdenverkehr in Darmstadt, werden ja wohl noch erlaubt sein. Allen Interessenten an der Tour oder am Thema Frankenstein, habe ich einige Links angehängt.
Die Route (one-way): http://www.gmap-pedometer.com/?r=6659296
Burg Frankenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Frankenstein_(Odenwald)
Der Geschichtsverein Eberstadt über die Burg Frankenstein: http://www.eberstadt-frankenstein.de/frankenstein.html
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