Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Skitire der Leicht-Cross-Skate aus Polen
Pünktlich zum Jahresbeginn stand er in unserem Testfuhrpark, der leichte Skitire des renommierten polnischen Metallverarbeitungsbetriebes Jakubowski in Łódź. Das geringe Gewicht, das der Hersteller bescheiden mit 1,8 kg angibt, unterbietet die Waage sogar noch um weitere 100 Gramm und zeigt ziemlich exakt 1,7 kg pro Skate an. Das ist absoluter Rekord bei serienmäßigen 6-Zoll Cross-Skates, für dieses Gewichtsziel musste so mancher Hobbyschrauber schon mit der Feile gefährlichen Pfusch auf die Räder stellen. Deswegen erschrickt man beinahe, wenn man den ultraleichten Cross-Skate in die Hand nimmt: Die Erfahrung mit der Dauerhaltbarkeit anderer Cross-Skates sitzt vielen von uns noch in der Erinnerung und es sind in den letzten elf Jahren in der Szene schon wesentlich schwere Produkte in die Brüche gegangen egal, wo sie auf der Welt hergestellt wurden.
Doch gerade in den Jahren 2005 bis 2010 erblickten schon einige leichte Prototypen das Licht der Welt, die bewiesen, dass stabiler Leichtbau kein Hexenwerk ist. In Serie gingen diese freilich aus Kostengründen oder aus Gründen der Firmenpolitik leider nicht. Eine interessante mittelfristige Option ist für überwiegende Straßenfahrer unter den Skitire Benutzern, ein späterer Wechsel auf noch leichtere, bewährte Bereifung, die das Gewicht fast auf 1,6 kg drücken würde. Das sind unglaubliche Zahlenwerte, von denen, denen besonders die erfahreneren Cross-Skater kaum noch zu träumen wagten. Doch die längs gerillten serienmäßigen 6-Zollreifen gaben uns besonders auf dem feuchten Winterboden, auf dem wir die Skitires gut 300 Kilometer getestet haben, einen erstaunlichen Seitenhalt und einen wirklich guten Grip beim Abstoß. Die Radlager mussten wie etwas länger einfahren bis sie leichter liefen und auch die Reifen sind keine wirklichen Leichtläufer, wir haben sie dann einfach mit recht hohem Luftdruck von etwas über 8 bar schneller gemacht. Das Fahrverhalten der Skitires ist sehr handlich, aber der kurze Radstand nicht ganz so kritisch, wie bei anderen Cross-Skates mit einem Radstand von 50 oder weniger Zentimetern, weil die Schuhe, sehr sinnvoll, so knapp wie möglich am Hinterrad stehen. Das geringe Gewicht an den Füßen, lässt den Fahrstil auch viel leichter in Richtung Frequenzerhöhung tendieren, was besonders, die ski-orientierten Cross-Skater erfreuen wird, denn gerade das ist mit schweren Cross-Skates und noch schwereren Klappschienen-Systeme gerade kaum noch möglich (von wegen „ski-ähnlich“ mit überrüsteten Schwergewichten).
Der Skitire liefert zahlreiche weitere gute Argumente für die immer beliebteren „schuhlosen“ Cross-Skates, also Rollsportgeräte, die man mit eigenem Schuhwerk benutzt und daher unterwegs jederzeit verlassen kann. Normalerweise quittiert man Anerkennung mit Nicken, wir steigen jedoch viel mehr mit einem begeisterten Kopfschütteln von den Skitires, was so viel bedeutet wie: „Wer hätte das gedacht in der 250 €-Spar-Klasse und warum können das andere nicht, die in China produzieren lassen?“. Besonders, wer schon viele Vergleiche gezogen hat und wir haben in den letzten 11 Jahren fast 50 Modelle gefahren, ist von dem Konzept begeistert. Nicht, weil es High-Tec ist oder scheinbar jeder erklärungsbedürftige bis überflüssige Komfort eingebaut ist, sondern weil es genügt und trotz (oder wegen?) der Einfachheit funktioniert. Fachleute nennen eine solche Entwicklung einen Geniestreich.
Beim genauen Hinsehen erkennt man die europäische Wertarbeit, des Maschinenbaufachbetriebes. Sowohl in der Ausführung, als auch in der Konstruktion, bemerken fachkundige Augen schnell, dass es sich hier um einen wahren Leckerbissen des Cross-Skate Baus handelt. Solide gelegte Schweißnähte, nur so viel Material wie nötig, Verstärkungen dort, wo sie auch anderen Produkten gut zu Gesicht gestanden hätten.
Den allerersten Eindruck, wenn man den Skitire auf Bildern sieht, „der schaut ja aus, wie ein alter Skike“, wird man also schnell korrigieren, wenn man ihn erst einmal in die Hand genommen hat, denn konstruktiv ist der Skirtire mindestens zwei Generationen weiter als der einst beliebte alte Skike V07. Der Skitire ähnelt im Detail sogar viel mehr den Fleet Skates, aber auch diesen ist der Skitire etwas voraus, denn der Materialeinsatz und das Gesamtkonzept erscheinen durchdachter und auf das Wesentliche beschränkt.
Sehr großzügige Polster umschmeicheln die Waden, eine sehr flexibel einstellbare Vorderfußfixierung sorgt für genaue Anpassung, eine konische Fersenschale zentriert den Schuh sogar besser als bei den SRB Cross-Skates. Die Bremse bremst mit Edelstahlbremsbelägen und weist eine simple, aber wirksame Verstellmöglichkeit auf, die aber, nach unserem Geschmack einen größeren Verstellbereich haben sollte. Sie dürfte aber die mit Abstand leichteste Bremse an Cross-Skates sein. Von unten betrachtet fällt sofort die mit großen Viereck-Öffungen unterbrochene Schiene auf, ein „Kühlergrill“, könnte man meinen, aber in der Praxis erledigen diese Öffnungen einen guten Teil der unbeliebten Reinigungsarbeiten. Größere Dreckansammlungen im Rahmen können, im Unterschied zu geschlossen Konstruktionen, hier kaum zu Stande kommen, der Dreck fällt einfach unten heraus. Ob der Cross-Skate nun 120 oder 140 kg aushält ist uns unbekannt, aber betrifft viel weniger, als viele meinen, denn nur 9 % der Deutschen wiegen über 120 kg und weniger als 3 % über 140 kg.
Nach dem ersten „Schrecken“ über das extrem leichte Gewicht dieser Cross-Skates und bei spürbar guter Stabilität, kommt noch der nächste Schock, der einen den Kopf schütteln lässt, nämlich der Preis. Der Skitire kommt jetzt im Februar 2016 zum Vorstellungspreis von deutlich unter 250 Euro auf den deutschen Markt. Er soll exklusiv vertrieben werden, damit keine inflationäre Serviceausdünnung stattfinden kann, wie sie leider zu oft in der Cross-Skating Szene aufgetreten ist. Der polnische Hersteller denkt kundenorientiert, ihm genügt ein zentraler Vertriebspunkt in Deutschland, damit sich Erfahrungen und Kundeninteressen zunächst bündeln, statt verdünnen. Kenner der Szene werden diese Einstellung bestätigen, denn, um alle bisher rund 50.000 verkauften Cross-Skates auf der Welt zu warten sind natürlich keine 1000 Händler notwendig, zumal von den 50.000 Cross-Skates langfristig nur rund 1000 bis 2000 regelmäßig genutzt werden. Dafür genügt eine einzige gut organisierte Werkstatt – der Vergleich mit Autowerkstätten sollte dabei durchaus gezogen werden.
Vergleich mit den Cross-Skates auf dem Markt
Skike V07/V7: Der Skitire ist günstiger als die billigsten Skikes, bei besserer Verarbeitung und geringerem Gewicht. Skikes haben einen höherer Stand als Skitires und einen deutlich schlechteren seitlichen Fersenhalt. Gewicht Skike: 2,1 bis 2,2 kg, Radstand ca. 47,5 cm (plusminus 2,5 cm), maximale Schuhgröße nur ca. 46,5.
Fleet Skates: Ähnlich hochwertige Verarbeitung, etwa gleichviele Detaillösungen aber Skitires gibt es zum halben Preis der Fleet Skates. Ähnliche Rahmengeometrie und Fahrstabilität, aber Skitires sind 0,8 kg leichter. Gewicht Fleet Skates ca. 2,5 kg, Radstand ca. 48,5 cm (plusminus 2,5 cm)
Powerslide Skeleton II: Trotz kürzerem Radstand des Skitire, ist sein Chassis konsequenter ausgelegt (tieferer Stand des Skitire), trotzdem leichter und günstiger. Beim Skeleton muss die zweite Bremse für ca. 60 € nachgerüstet werden. Gewicht Skeleton II 2,2 bis 2,6 kg, Radstand 51,2 bis 57,2 cm
SRB XRS03: Ähnliche Abmessungen, trotzdem ist der Skitire leichter und günstiger. Der SRB ist aber kippstabiler (Stand ist noch tiefer als beim Skitire), spurstabiler und hat die bessere Bremswirkung, besonders bei Nässe. Radstand SRB XRS03 52,5 cm, Gewicht 2,3 kg bzw. 2,1 kg (Sport-Version).
Bewusst haben wir hier nur vergleichbare Modelle der anderen Hersteller heran gezogen.
Resumée: Der Skitire ist als leichtester Serien-Cross-Skater auf dem Markt mit einer Bremse an jedem Cross-Skate komplett ausgestattet und damit ein gutes Einsteigermodell für Sparsame. Doch auch als Zweit-Skate für erfahrene und fortgeschrittene Cross-Skaters ist der Skitire nicht zu verachten. Das geniale gesteckte Gurt-System zeigt, dass weniger auch mehr sein kann und technische Verspieltheiten oft gespart werden können. Aber auch Kinder ab 8 bis 9 Jahren haben jetzt wieder eine Perspektive, Cross-Skating auf leichten Cross-Skates kennenzulernen. Die 6-Zoll-Räder lassen sie nicht, wie die 5-Zoll-Räder anderer Kinder-Skates, im Waldboden versinken.
Vor und Nachteile:
+ Geringes Gewicht
+ Zwei Bremsen serienmäßig
+ Günstiger Preis, knapp 240 € bis 20. März, danach 20 € mehr.
+ Gute Verarbeitung
+ Durchdachtes Konzept
+ Made in EU!
+ gute Seitenführung der Ferse
+/o Ziemlich tiefer Stand (65 mm, mit sehr flachen Absätzen 80 mm)
+/o Bis ca. Schuhgröße 48,5 nutzbar
o Um den Verstellbereich der Bremse zu erweitern, benötigt man den anderen Bremsausleger der „German Edition“
o Radstand ist mit 50 cm Länge nicht ganz auf dem Stand der Zeit, 52 bis 63 cm sind heute üblich
o/- Bremswirkung bei Nässe etwas schwach (gut bei Trockenheit)
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