Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Nordic Blading – Ursprung des Cross-Skating oder Zwischenlösung?
Okay, verraten wir die Lösung sofort: Nordic Blading war eigentlich eine Zwischenlösung auf dem Weg zum heutigen Cross-Skate und der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Der Ursprung liegt, zum Entsetzen aller vermeindlichen heutigen Erfinder des Cross Skates, mindestens 115 Jahre zurück. Schon 1898 wurden Skates gebaut die einem Rollschuh oder Inliner viel weniger ähnelten, als den heutigen Cross-Skates. Sie waren damit auch den später erfundenen Skirollern in der Entwicklung etwas voraus, ergonomisch, wie auch zeitlich, denn die Skiroller oder Rollski wurden vermutlich erst in den 1920er Jahren erfunden. In den Jahren 1994 bis 1996 experimentierte ich selbst mit Prototypen die ich, mangels besserer Ideen oder Vorbilder, einfach Skiskate 1 bis 4 nannte. Den Sport nannte ich für mich „Stock-Skaten“. Alles nicht besonders geistreich, aber ich war mir des „Pioniergehaltes“ meiner damaligen Bastelprodukte noch nicht im Klaren und habe die Entwicklung auch nur sehr dürftig dokumentiert. Wenige Jahre später wurde das Ganze auf normalen Inlinern dann „Nordic Blading“ genannt. Was viele nicht wissen: Cross-Skating und Cross-Skates waren damals schon erfunden, betrieben von ganz wenigen Aktiven auf ganz wenigen Cross-Skates. Das Nordic-Blading war also in der Tat so etwas wie eine populäre Zwischenstufe der Nordic-Roll-Sportarten.
Kurzer Rückblick in die Geschichte des Nordic Blading oder Nordic Inline Skating
Als Alternative zum teureren Roll-Skiing (auch Rollski, Skiroller oder Rollerski) entstand Anfang bis Mitte der 90er Jahre mit der aufkommenden Inline-Skating Bewegung die Idee zum Nordic-Blading. Von Spitzensportlern aus dem Ski-Langlauf und Biathlon wurde diese Möglichkeit dann ab Ende der 90er-Jahre vermehrt genutzt. Es wurde aber erst rund 10 Jahre später bekannter. 2001 wurde Nordic-Blading, von Finnland ausgehend, dem Breitensportpublikum vorgestellt. Warum ausgerechnet von dort, das hat vermutlich Marketinggründe. Seitdem gibt es auch immer mehr spezielle Produkte für Nordic-Blading, wie beispielsweise Spezialrollen. Da der Sport allerdings als Trendsport verkauft wurde, war die Argumentation für diesen Sport eher auf einige Knalleffekte aus, die sogar noch heute manchmal (von Trendfolgern) noch gerne zitiert und auf den Cross-Skating Sport angewendet werden. So wurde über Nordic Blading und wird über Cross-Skating heute noch gesagt, es sei aus dem Grund sicherer, weil man sich ja mit den Stöcken abstützen könne. Wer sich abstützen muss, sollte den Sport besser lassen, denn Praktiker wissen, dass dann das Gegenteil der Fall ist, durch die Stöcke wird der Sport etwas gefährlicher und Abstützen ist eine Folge unsicherer Beintechnik.
Der nächste immer wieder zitierte Blödsinn ist der, dass Nordic Blading 40 % effektiver sein als southic, sorry, normales Blading ohne Stöcke. Die gleiche Zahl (+ 40 %) geistert auch über Nordic Walking vs. Walking umher und ich behaupte, sie wurde nie gemessen sondern frei erfunden und dann immer wieder abgeschrieben. Beim Cross-Skating auf Luftreifen, wobei der Oberkörper sogar erheblich mehr Kraft aufwenden muss, konnte ich über Blutzucker-Verlauftests und vergleichende Pulsmessungen nicht wesentlich mehr „Effizienz“ als zusätzliche 15 % gegenüber anderen anstrengenden Ausdauersportarten messen (sorry, Nordic Walking gehört nicht dazu). 15 % mehr Energieverbrauch, sowie auch 15 % mehr Abwärme, sind schon eine Menge und können ein guter Grund für zu hohe Kreislaufbelastung oder einen Hitzschlag im Sommer sein. 40 % mehr verkraftet kein Herz-Kreislaufsystem von heute auf morgen, aber was soll man sonst schreiben, wenn man den Sport nicht selbst ausübt und unkritisches Reproduzieren von Geschriebenem bevorzugt, da kann dann eben auch einmal Unsinn dabei sein. Zahlen und Superlative über Nordic Blading wurden also schon recht viele in die Tastatur gehauen.
Weitere Entwicklung des Nordic Blading
Nordic Blading ist, vereinfacht ausgedrückt, Inlineskating mit Skistöcken. Die Bewegung entspricht im Groben der Skating-Technik des Skilanglauf. Wie Nordic Walking stammt das Nordic Blading angeblich aus Finnland. Angeblich deswegen, weil kreative Sportler ihre Inlineskates („Blades”) bereits mit Stöcken benutzt haben, bevor die Sportart ihren Namen bekam. Kritiker meinen, dass Nordic Blading den Stockabsatz der abflauenden Nordic-Walking Bewegung wieder ankurbeln sollte. Und der Stockhersteller, der dies promotete saß nun einmal rein zufällig auch in Finnland. Wer die Sportart allerdings selbst betreibt, kann leicht nachvollziehen, wie sinnvoll es ist, Nordic Inline Blading als Sportart auszuüben. Es wurden bereits vom Deutschen Skiverband die Deutsche Meisterschaften in der Nordischen Kombination per Mattenspringen und Nordic Blading ausgetragen. Neben den inzwischen sehr professionellen Inline-Cups werden mittlerweile eigene Veranstaltungen mit Nordic Blading durchgeführt. Diese Entwicklungen dürfen aber keinesfalls zum Tunnelblick führen, der zu solchen unfachmännischen Behauptungen führt, Cross-Skating sei aus dem Nordic-Blading entstanden. Dann besser 100 Jahre früher aufstehen, dann weiß man, was vorher da war.
Manchmal wird das Nordic Inline Blading noch mit dem Nordic Skating gleichgesetzt, was aber nicht ganz korrekt ist. Nordic Skating ist der Oberbegriff für alle Rollsportarten, die mit Stöcken auf Rollsportgeräten betrieben werden, enthält also neben Nordic Blading auch Roll-Skiing und Cross-Skating. Ob es allein auf Rollsport begrenzt ist, dürfte auch nicht sicher sein, denn man könnte auch das Nordic-Ice-Skating (das eigentliche Nordic-Skating/Blading) und sogar das Ski-Skating als Wintersportvarianten auch noch dazu zählen. Dies wäre dann wenigstens „nordisch“, während Cross-Skating im zum Beispiel argentinischen Dschungel ja mit „nordisch“ rein gar nichts zu tun hat. Muss es ja auch nicht, darum lassen wir eingefleischten Cross-Skater, das überflüssige Wort „Nordic“ auch weg. Und die Übersetzung von Nordic ist ja auch nicht „mit Stöcken“, denn warum darf dann die „Nordische Kombination“ so heißen? Doch genug gespottet über Trendsetter und Trendfolger, kompetente wie inkompetente. Selten hat die Verbiegung oder gedankenlose Ausweitung von Begriffen auf andere Bereiche einem Sport wirklich gedient. Deutliche Begiffsdefinitionen und Aufklärung wären sicher hilfreicher.
Nordic-Blading Technik und Ausrüstung
Die Bewegungstechniken beim Nordic Blading ähneln, wie schon gesagt, den Skatingtechniken vom Skilanglauf und Cross-Skating. Durch die zunehmende Zahl von geländegängigen Skates oder Cross-Skates wird immer mehr der Name Nordic Skating verwendet, den man dann aber besser als Oberbegriff für Straßen Nordic Skating (z.B. mit Inlinern) und Cross Nordic Skating (auch teilweise noch Skiken) verwenden sollte. Plus natürlich die vorher erwähnten Gedankengänge. Diese beiden Nordic-Skating Varianten unterscheiden sich auch in der Fahrtechnik, da Inliner und Cross-Skates ein anderes Fahrverhalten aufweisen. Inliner verhalten sich mehr wie Schlittschuhe, Cross-Skates, auf Grund des extremen Geradeauslaufes, etwas mehr wie Ski.
Die „Blades” (Inliner) haben einen Rollendurchmesser zwischen 80 bis 100 mm. Die Rollenhärte liegt bei 78 bis 83 A, wobei auch oft Spezialrollen für Nordic-Inline-Blading eingesetzt werden. Durch den längeren Radstand und die damit verbundene höhere Standfestigkeit haben 5-Rollen-Skates oder 4-Rollen-Skates mit großem Radstand leichte Vorteile beim Nordic-Blading. Das ist notwendig, weil sich Stockfehler viel gravierender auf handliche Inliner auswirken als auf spurstabile Cross-Skates.
Die Stöcke werden oft auch Poles genannt. Durch den Rollskisport wurden bereits einige Änderungen an den Stöcken vorgenommen, die für das Nordic Bladen übernommen werden konnten. Schneeteller sind an den Stöcken nicht mehr notwendig und werden daher weg gelassen. Die Spitzen werden auf hartem Boden, meist auf Asphalt, eingesetzt und würden daher schnell verschleißen. Die Hersteller der Stockspitzen habe sich darauf eingestellt und fertigen inzwischen so genannte Rollerspitzen aus extrem verschleißfestem Hartmetall, die gern zum Nordic-Blading oder Cross-Skating verwendet werden. Von kompletten Gummispitzen ist man größtenteils wieder weg gekommen. Das Gefühl beim lautlosen Aussetzen ist zwar subjektiv angenehm, aber bei höherem Krafteinsatz oder geringster Bodenverschmutzung rutschen Gummipads doch erheblich. Einen interessanten Kompromiss bieten Teil-Gummi-Pads (z.B. „Rubber-Tipp-Extra”) die ein weiches Aufsetzen mit dem Grip der Metallspitze kombinieren. Die ideale Länge des Stockes für Nordic-Blading liegt angeblich bei 91 % der Körpergröße. Ich halte solche Formeln für zu schematisch und außerdem Stöcke nach dieser Formel im Durchschnitt für deutlich zu kurz, aber das ist ein anderes Thema.
Als Materialien für das Rohr oder den Schaft des Stockes wird Aluminium, Glasfaserkunststoff (Fiberglas), Carbonfaserkunststoff oder ein Carbon-Fiberglas Material-Mix verwendet. Carbonmaterial hat das beste Verhältnis von Stabilität und Gewicht, ist jedoch auch am teuersten. Die beiden verbreitetsten Varianten bei den Griffschlaufen sind die klassischen einfachen Schlaufen und zunehmend anatomische Schlaufen. Anatomische Schlaufen sitzen angenehmer. Die teureren unter den anatomischen Schlaufen bieten oft durch ein Clip- oder Klick-System die Möglichkeit, den Stock durch rasches Ausklicken schnell an- oder ablegen zu können.
Bei den Griffen unterscheiden sich die Oberflächen der Griffe in die preisgünstigeren Kunststoff- oder Gummigriffe und die hautfreundlicheren Griffe mit Korkeinlagen. Mit Korkgriffen ist angeblich eine etwas geringere Tendenz zur Blasenbildung zu verzeichnen. Mit Handschuhen ist das aber egal und mehr als 95 % der Aktiven fährt mit Handschuhen.
Schutzausrüstung
Als Schutzausrüstung empfehlen sich Ellenbogenschützer, Knieschützer, Helm, Handschuhe und ein helle oder ungetönte Sportbrille. Das Tempo beim Nordic-Blading ist deutlich höher als beim Cross-Skating, wo man sich im Flachland, mit einem gewissen Restrisiko, auch auf etwas weniger Schutzkleidung beschränken kann. Auch fällt man eigentlich immer hart, da man auf hartem Untergrund unterwegs ist. Beim Gruppenfahren ist eine Brille als Augenschutz Pflicht. Die Handschuhe schützen nicht nur vor Blasen, sondern beim Stürzen auch vor Abschürfungen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt Protektorenhandschuhe vom Ski-, MTB- oder Motocross-Sport. Auch gepolsterte Hosen werden von sturzgeplagten Nordic Inliner Bladern gern getragen
Trainingseffekte
Der Trainingseffekt und körperliche Nutzen des Nordic Blading ist nicht ganz vergleichbar mit dem des Cross-Skating oder Skiken. Durch das höhere Durchschnittstempo können Arm-, Oberkörper- und Rumpfmuskulatur jedoch nicht ganz so intensiv belastet und trainiert werden. Bei der individuellen Berücksichtigung des gesundheitlichen Nutzens sollte auch die Verletzungsgefahr beim Stürzen berücksichtigt werden, was vor allem für Ältere von großer Bedeutung ist. Spezielle inzwischen erhältliche gebremste oder schwerer laufende Rollen sorgen nicht nur für besseren Trainingseffekt, sondern auch dafür, dass eventuelle Stürze bei geringerem Tempo stattfinden. Die fehlenden Bremsen bleiben allerdings ein Manko.
Übungsterrain
Fast automatisch ist man beim Nordic-Blading auf relativ breite Asphaltwege beschränkt. Es sollten außerdem möglichst wenige andere Personen auf diesen Wegen unterwegs sein, da der Stockeinsatz zu Gefährdungen oder Irritationen führen können. Leider ist damit das Wegnetz noch kleiner als für normale Inlineskater. Bergauf macht es zwar dank der Stöcke mehr Spaß, aber bergab sind die Stöcke leider auch keine Hilfe.
Wer mit einen neuen Ganzkörpersport kennen lernen möchte und noch Inliner besitzt, kann es ruhig mit Stöcken und Inlinern versuchen. Wenn es nicht auf Anhieb klappt oder ein stärkerer Trainingseffekt, mehr Sicherheit und ein größeres Übungsterrain gefragt sind, bleibt noch als Alternative es mit den gutmütigen, sicheren und vielseitigen Cross-Skates zu versuchen.