Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Mit Cross-Skates in den Anden, Teil 2
Fortsetzung von Teil 1.
Schließlich erreichten wir einen Teil, der steil bergauf ging und mit einer dicken Schicht „Holzchips“ ein paar hundert Meter lang bedeckt war. Also Skikes ab und zu Fuß rauf. Danach ging es weiter bis zu einer breiteren Wegkreuzung. Da wir neugierig wurden, woher dieser breitere Weg so nah am Grat herkam, rollten wir eine kurze Strecke bis zu einem Sägewerk. Daher also die „Holzchips“, die wahrscheinlich dazu beitragen sollten, dass der Regen am Steilhang den Boden nicht abträgt (Erosion).
Weiter ging‘s noch etwa 10 Minuten, bis wir schließlich vor dem Habsburger Felsen standen. Der „Piedra de Habsburgo“ gibt rechts einen beeindrucken, ersten Blick frei. Da wir uns auf der Ostflanke des Cerro Otto befinden, tut sich hier der Lago Gutierrez auf, der zwar kleiner als der Nahuel Huapi, aber nicht minder schön ist.
Leider hing die Wolkendecke nun schon tiefer und das Wetter schlug um. Es wurde hier am Felsen plötzlich viel windiger … Aber man konnte im Hintergrund gerade noch die Waldschneisen des Cerro Catedral, des größten und ältesten Skiresorts Südamerikas, erspähen. Wenn man links auf halber Höhe hinschaute, konnte man sogar den wunderschönen, alten PanoramaWeg erkennen, welcher von der Villa Catedral zum Gutierrez See runter führt. Unten am See angelangt, führt dann ein Top-Weg für Skater am See entlang bis zum Wasserfall der Elfen (Cascada los Duendes).
Aber zurück zum „Piedra de Habsburgo“. Ganz nach oben geht’s über eine lange Metalltreppe hinauf, wo man erneut mit einem tollen Rundblick belohnt wird. Unten am See liegt dann der Arelauquen Golf & Country Club. Auf dieser Seite gibt es ebenfalls einen Weg rauf, den wir aber nicht erkundet haben. Bisher hatten wir nur etwa 2 km rauf und runter skaten können, denn nicht alles war auf Skates zu schaffen. Es erwartete uns also noch der „Adrenalinschub Downhill“, aber wir wussten noch nicht, ob wir es aus schotterbedingten Gründen bis ganz nach unten schaffen würden. Also ging es erst mal wieder runter und rauf.
Als wir wieder zu diesem mit Holzchips bedeckten Teil gelangten, ging es diesmal aber ziemlich steil abwärts. Mir war diese etwa 5cm dicke, lockere Schicht kleiner Holzstückchen zu viel, weil ich buchstäblich einsinkte mit unseren 15cm-Rädern, 20cm wären da sicherlich besser zu „rollen“ gewesen. Also abgeschnallt und zu Fuß runter. Aber das Leichtgewicht Mariana hatte trotzdem Lust diese Rollercoaster auszuprobieren …
„Bitte, gern, aber ohne mich“… Ich wollte mich eben auch nicht unnötig abrackern, weil ich doch an unsere bevorstehende Schotterpartie dachte …
Und sie schaffte es obendrein sogar recht gut, und weil’s so „schön“ war, gleich noch mal hochkraxeln und wieder runter schaukeln. Natürlich war sie
nachdem eine Weile lang doch etwas geschafft. Danach fuhren/gingen wir teilweise wieder bergauf bis zum bereits erwähnten Arelauque-Zaun. Unten durgeschlüpft ging es fast ständig lustig bergab rollend, begleitet vom an diesem Tag blau-grauen Lago Gutierrez auf unserer Rechten, knapp etwa 50 Höhenmeter unter und hinter dem Dreh-Restaurant vorbei.
Ab und zu gab es Teile, die noch mit etwas Lava-Asche und Sand durchsetzt waren, aber nicht mehr so gravierend. Als es nämlich vor etwa 1 ½ Jahre zu einem gewaltigen Vulkanausbruch in der Nähe gekommen war, wurde die Westflanke stärker vom Sand-Asche-Niederschlag heimgesucht als die Ostseite, welche glimpflicher davon kam. Zum Glück trägt der Regen dazu bei, dass sich diese Sand-Asche-Mixtur langsam mit der Erde vermischt und in den Boden versickert. (1)
Diese Lavasand-Asche + Boden Mixtur war teilweise vom Nieselregen dermaßen aufgeweicht, dass ich gelegentlich sogar bis zu 2cm einsinkte und nur mit kräftigem Doppelstockschub weiterkam. Bei diesem Snapshot allerdings kam es zum plötzlichen Vollstopp. Hinter- und Vorderräder gruben sich ein, und der Skatingschritt war nicht mehr drin, weil man ausrutschte. Breitere bzw. größere Räder wären hier bestimmt von Vorteil gewesen.
Wir fuhren also noch ein paar km weiter runter, bis zum Eingang der schon erwähnten Langlaufpisten. Da trifft man wieder auf den Panorama-Weg. Inzwischen wurde das Wetter schon wieder etwas schlechter, und der Nachmittag sah erneut nach Schauer aus…
Da nun kein Wald mehr schützte, zeigte sich der Wind auch hier in der Übermacht, so wie am Habsburger Stein. Also noch ein paar Fotos und weiter. Inzwischen hatten wir den Entschluss gefasst, dass wir trotz des groben Schotters mit etwas Geduld und Konzentration doch bis Bariloche zurück weiter runter skaten konnten. Am Fuße des Berges angelangt, waren wir schon gleich am Stadtrand, und konnten unseren Weg bis zum Nahuel Huapi See ohne größere Schwierigkeiten finden.
Als wir am Rathausplatz ankamen, war unser Hotel auch nicht mehr weit. Insgesamt sind wir etwa 14km gerollt, davon zu 90% bergab. Die Rücklaufsperren bremsen zwar minimal, sie wirken sich aber andererseits manchmal auch kräftesparend aus. Zum Beispiel, wenn es mal ziemlich bergauf geht, richtiges Skaten zu schwierig wird, oder wenn man nicht „absatteln“ möchte und den Puls stabilisieren will. Dann geht es im gemächlichen Schritttempo gemütlicher. Natürlich könnte man sich auch mit reiner Kraft vorschieben, ist aber konditionsabhängig und man müsste dabei sehr viel Armkraft einsetzen. Ein Auge auf den Pulsmesser sollte man in diesem Fall gelegentlich auch immer werfen, denn die Frequenz kann schnell in ungeahnte Höhen schnallen. Für ganz Hartgesottene könnte man die ganze Tour aber auch auf und ab schaffen. Dies wären dann etwa 24km, wobei man da den ganzen Tag einplanen sollte: Etwa um 10 Uhr in 2 bis 2 ½ Stunden zuerst von Bariloche bis zum Fuße des Cerro Otto raufrollen und dann den Schotterweg bis zum Dreh-Restaurant raufskaten. Dort gemütlich etwas zu Mittag essen und „auftanken“, während man die Aussicht genießt, und anschließend die hier beschriebene 14km-Tour machen.
Wenn wir diese zusätzlichen 10km langsam bergauf „geskatet“ wären, wären wir aber am nächsten Tag völlig geschafft gewesen, und das wollten wir nicht.
So das war unser kleines „Piedra de Habsburgo“ Abenteuer. Hat mächtig Spaß gemacht, und würden es gerne jederzeit wiederholen.
Hier könnt ihr das Video-Filmchen anschauen:
https://vimeo.com/66434464 (mit Mozart Musik)
P.S. (1) Es gibt aber riesige, steppenartige Gebiete in der Nähe, in denen es kaum regnet und die folglich nicht bewaldet sind. Da wird es aber ungemütlich, wenn der patagonische Wind aufkommt und diese 10-30 cm dicke Lage feiner Sandasche herumwirbelt. Andererseits lässt der Urwald grüßen, der sich dank dieser periodischen, vulkanischen Natur-Grundnährstoffduschen bester Gesundheit erfreut. Pflanzen und Fischen geht es nach dem Anfangsschrecken nun auch wieder ausgezeichnet. Allerdings waren vorher leider auch zigtausend Schafe, Lämmer und andere Tiere an Hunger und Durst zugrunde gegangen.