Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Irrtümer & Missverständnisse über Cross-Skating, Folge 2
Fortsetzung von Artikel 389 vom 21. März 2016.
Mit zunehmender Verwunderung staunen Fachleute immer noch, wie lange sich Irrtümer in einer Szene oder Branche halten können. Noch mehr wundert es, wenn diese alten Irrtümer, trotz öffentlicher Widerlegung immer wieder als Tatsachen zitiert werden oder sogar in aktueller Werbung als Fakten oder als Produktinformationen verbreitet werden. Man bekommt, trotz zunehmenden Erkenntnis über den Cross-Skating Sport, leider den Eindruck, dass einige Leute nicht lernfähig sind. Oder sie sind nicht in der Lage grob zu recherchieren oder vielleicht einfach einmal Fachleute zum Sachverhalt zu befragen. Um weiterer Desinformation keinen Vorschub zu leisten, sollen hier einige Zusammenhänge erklärt werden, damit vielleicht eines Tages aufgeklärte Kunden manchem unwissenden Verkäufer, Trainer oder „Forums-Berater“ erläutern können, worauf es bei Cross-Skates und beim Cross-Skating Sport ankommt.
Zugegeben, es ist gar nicht so leicht an fundierte Fachinformationen zu gelangen, da selbst auf beliebten Nachschlage-Plattformen, wie Wikipedia ausgegorener Fach-Unsinn (= „Fachsinn“) über unseren Sport verbreitet wird, denn die Laien-Administratoren bei Wikipedia verfügen über keinerlei Anhaltspunkte die eingetippten Inhalte von Jedermann fachlich zu beurteilen. Sie entscheiden aus dem Bauch heraus was Tatsache sei und was Erfindung. Auch diverse Labels blenden andere oft über Fachkompetenzen hinweg. Und nur weil im Internet an mehreren Stellen der gleiche Quatsch steht (Zauberformel = Strg+C, Strg+V) muss er nicht stimmen. Schalten Sie also bitte immer Ihren gesunden Menschenverstand ein, um zu beurteilen, ob etwas so sein kann, wie es dargestellt wird, ob es plausibel erklärt wird und ob es seriöse Quellen für die Behauptungen gibt. Bei der Einschätzung hilft eigenes logisches Denken ungemein weiter. Versuchen sie auch immer ihr Wunschdenken, also wie etwas doch ganz nett wäre, hinten anzustellen, dann es dämpft die eigene Kritikfähigkeit mitunter erheblich.
- Manchmal wird ein tieferer Stand als die Radachse, als besonderer Vorteil für Stabilität beworben. Ein Irrtum, dem auch Radfahrer häufig unterliegen, wenn sie das Verhältnis von Tretlagerhöhe und Achshöhe der Räder als Kriterium für Fahrstabilität betrachten. Die seitliche Stabilität hängt in beiden Fällen, Cross-Skate und Fahrrad, nicht von der Höhe der Achse ab. Der Drehpunkt für eine seitliches Abkippen des Sportgerätes ist der Auflagepunkt, genauer die Auflagefläche des Sportgerätes, auf dem Boden und diese liegt immer deutlich unterhalb der Fußauflage bzw. des Tretlagers. Die Größe der Räder und damit Höhe der Achse hat mit dieser Kipp-Labilität oder -Stabilität rein gar nichts zu tun. Sie verbessert sich von Seiten der „Hardware“ bei Cross-Skates vor allem durch einen tiefen Fersenstand, der von der Bauart der Cross-Skates und der Sohlendicke der verwendeten Schuhe abhängt. Die „Software“, also das Können des Fahrers hat aber einen noch größeren Einfluss. Vor allen Dingen cross-skating-spezifische Stabillisationsübungen sind das A und O auf dem Weg zum Lernerfolg. Sollten Sie einen Anfängerkurs machen, der nicht mit solchen Übungen in umfangreicher Form und systematisch aufbauend beginnt, haben Sie bedauerlicherweise keinen fachkompetenten Kurs-Ausrichter erwischt.
- Die Stabilität gegen nach vorn Kippen, wird manchmal den kuriosesten Eigenschaften der Cross-Skates zugeschrieben. Sie hängt aber allein vom Verhältnis von Schwerpunkthöhe, Schwerpunktlage (mehr zum Vorderrad oder zum Hinterrad?) und dem „Dreh- und Angelpunkt“ des Überkippens nach vorn ab. Dieser ist bei Cross-Skates mit fixiertem Schuh identisch mit dem Auflagepunkt des Vorderrades. Sollte ein Cross-Skate aber ein Gelenksystem (Skibindung oder andere Klappsysteme) für ein freies Anheben der Ferse besitzen, verschiebt sich dieser Drehpunkt drastisch nach hinten genau auf die Achse dieses Kipp-Punktes. In Situationen in denen man sich nach vorn, zum Verhindern eines Sturzes, eben auch nach vorn abstützen muss, verkürzt sich auch die Länge des Hebels über den man sich abstützen kann, sehr drastisch. Das kann sich von gut 35 cm bei langen Cross-Skates auf 5 bis 20 cm bei Cross-Skates mit „Fußballen-Gelenk“ oder mit Skibindung verkürzen. Der Sicherheitsvorteil der Cross-Skates gegenüber kurzen Inlinern beim Sturz nach vorn wäre damit praktisch dahin.
- Knöchelhohe Schuhe geben ein sicheres (Trage-)Gefühl und fühlen sich komfortabel an. Sie geben beim Cross-Skating aber keine wirkliche Sicherheit, sondern nur gefühlte Sicherheit, denn die Polsterung und die Flexibilität des Schaftes geben so stark nach, dass man so weit in Bereiche abknicken kann, in denen man längst keine sichere Haltung mehr einnimmt. Man knickt dann praktisch im Schuh ab. Wer also (noch) nicht stabil stehen kann, dem helfen solche Schuhe auch nicht. Ausnahme sind orthopädische Schuhe mit eingebauter seitlicher Orthese, die Personen mit Gelenk-Handikap immer tragen müssen. In jedem Fall muss man lernen seine Sprunggelenke zu stabilisieren, egal, ob die Schuhe einen hohen Schaft, einen mittelhohen oder gar keinen aufweisen. Knöchelhohe Schuhe haben lediglich den Vorteil, dass sie aufspritzenden Sand und Wasser etwas länger vom Schuhinnern fernhalten. Der Vorteil von Schuhen ohne Schaft ist ihr geringeres Gewicht, das Gefühl von Bewegungsfreiheit und ihr luftigeres Klima. Der wichtigste Punkt bei der Schuhauswahl ist eine dünne Sohle, damit ein möglichst tiefer Stand auf dem Cross-Skate erreicht werden kann. Die Sohle muss noch nicht einmal sehr steif sein, weiche und griffige Sohlen sind sogar besser, weil sie weniger rutschen, als harte Kunststoffsohlen, die oft auch noch höher bauen. Jeden Millimeter, den man näher am Boden ist, spürt man sehr positiv. Flexible, knöchelhohe Schuhe die gleichzeitig eine sehr dünne Sohle haben weisen aber, vom höheren Gewicht abgesehen, keine Nachteile gegenüber den beliebten minimalistischen flachen Schuhen auf. Es ist also nicht der hohe Schuhschaft oder die steife Schuhkonstruktion, die beim Cross-Skate Fahrstabilität bringt, es ist die koordinative Stabilität im Sprunggelenk und ein tiefer Stand durch flache Schuhe und tief gebaute Cross-Skates.
- Oft hört man, dass Stöcke Sicherheit auf den Cross-Skates geben. Also bitte, wir verwenden doch keine Krücken beim Cross-Skating! Das Fahrtempo sollte eher mit dem eines gemütliche dahinrollenden Radfahrers verglichen werden als mit dem eines langsamen Fußgängers mit Handikap. Und beim typischen Cross-Skater-Tempo birgt jeder Einsatz von Stöcken eine höheres Sicherheitsrisiko als kein Einsatz von Stöcken, denn wenn Probleme auftauchen, werden Sie von den Stöcke oft deutlich verstärkt. Mit wachsender Routine wird die „Gefahr“ der Stöcke beim Cross-Skating deutlich geringer, was aber für Anfänger bedeutet, das sie zunächst deutlich gefährlicher rollen, wenn sie die Stöcke zur Hand nehmen. Warum? Stöcke sind eine reine Antriebsunterstützung, keine Stütze, keine Krücke und keine „Balance-Hilfe“ wie man manchmal weisgemacht bekommt. Balance-Stangen benutzen Hochseilartisten, wir nicht! Sollte man bei drohendem Sturz versuchen die Stöcke zum Abstützen werden, kann das mit etwas Glück auch gut gehen. Sein Körpergewicht kann man aber im Erstfall, aus voller Fahrt, nicht mit einem Stock oder genauer Arm abstützen, so viel Kraft hat niemand. Sollte dann der Stock unkontrolliert auf den Boden aufsetzen – und das tut er dann fast immer – potenzieren sich die Probleme mit dem Tempo zu einer zunehmenden Gefahr. Zum Einen sind Cross-Skating-Stöcke gar nicht zum Abstützen ausgelegt, zum Anderen können sie, besonders wenn man sie, technisch falsch, vor dem Schuhabsatz aufsetzt, an die Cross-Skates anstoßen oder die Stöcke können dem Cross-Skater sogar mit dem Griffende entgegenkommen. Auch können die Stöcke dabei brechen was zu weiteren schweren Verletzungen führen kann. Hier hilft nur konsequent auf panische Abstütz-Reaktionen mit den Stöcken zu verzichten, was viel Übung und Disziplin erfordert, bis das praktisch immer klappt. Außerdem muss man großen Wert auf gute und technisch sichere Beinarbeit zu legen, mit der man allein schon alle erschwerten Fahrsituationen meistern können sollte. Auch das erfordert Übung, doch daran kann man von Anfang an konzentriert arbeiten.
- Cross-Skating sei ganz leicht zu lernen, liest man besonders oft auf Plattformen auf denen Cross-Skates schnell vertickt werden sollen. Wenn das so wäre, war das, beim Verkauf der zahlreichen gebrauchten Cross-Skates, die man angeboten sieht, wohl oft nicht so ganz nicht zutreffend. Man liest dann häufig, „der Sport ist wohl nichts für mich“. Vielen ungeduldigen Anfängern war der Sport scheinbar von Anfang zu schwierig, weil sie nicht oder falsch geübt haben. Schwer ist Cross-Skating aber nicht zu erlernen. Man muss nur konsequent sein, was die Übungen am Anfang betrifft und den Formaufbau der danach kommt. Als Zeitaufwand für die Übungen rechne man eine bis zehn Stunden bis man eine Fahrsicherheit erlangt, die ein Training ermöglicht, bei dem man schon auf die zurückgelegte Strecke schauen kann. Ein gesunder Mittelwert sind rund sechs Stunden ausschließlich für technische Übungen. Niemand sollte von sich selbst als positive Ausnahme mit nur einer Stunden Übungsaufwand ausgehen, dieses Glück hat vielleicht nur jeder Zwanzigste und diese Ausnahmen haben manchmal erstaunlich wenig mit Vorkenntnissen auf ähnlichen Sportgeräten zu tun. Ein anfängliches Verwechseln mit einer schon bekannten Sportart kann sogar dem Erlernen der spezifischen Technik des Cross-Skatings im Weg sein. Man kann nicht oft genug betonen, dass Cross-Skating kein Skilaufen und auch kein Inline-Skating ist. Sogar zum Skiroller-Laufen gibt es erhebliche Unterschiede. Und danach kommt der Formaufbau. Wer vorher nicht regelmäßig Ausdauersport betrieben hat, benötigt mindestens 20 Trainingseinheiten um in eine gewisse Grundform zu kommen.
- Cross-Skating geht nur in der Gruppe, in Kurse oder im Verein? Von wegen! Erst einmal eine Gruppe finden. Natürlich lernt es sich unter kompetenter persönlicher Anleitung besser, aber wenn niemand in der Umgebung erreichbar ist, muss es auch autodidaktisch gehen. Und es geht oft, nicht ganz so schnell. Nehmen Sie sich dafür zeitliche Freiräume, eigene Übungsstunden. Sie werden staunen, wie weit Sie durch systematisches Üben kommen werden. Machen Sie aber nicht den Fehler einfach drauflos zu fahren, schon gar nicht von Anfang an mit den „gefährlichen“ Stöcken in der Hand. Üben Sie geduldig und nehmen Sie kleine Fortschritte an sich wohlwollend wahr. Diese Übungszeit ist wichtig und erklärt auch den Erfolg eines jeden Kurses und sei er didaktisch auch noch so schlecht. Denn die Zeit die Sie dort bezahlt haben, „brummen“ Sie auch ab. Und schon haben Sie ein paar Stunden geübt, die Sie sich allein vielleicht gar nicht geben hätten. Im Klartext heißt das: Übungszeit ist wichtig, in einem guten Kurs ist sie besser angelegt in einem schlechten Kurs schlechter angelegt, als wenn sie es allein versuchen. Das ist wirklich so und klingt aber auch irgendwie logisch, oder?
- Noch ein wichtiger Punkt, was der Cross-Skating Sport nicht ist: Er ist kein Saison-Sport, kein Ersatz-Skilaufen, kein Sommer-Sport und erst recht kein Trendsport. Denn Konsum-Trends dauern drei bis sechs Jahre an und dann wäre seine Zeit längst abgelaufen. Die momentane Flaute im Cross-Skating Sport vermittelt zwar den Eindruck – mögen doch bitte alle, die ihn als Trend verkaufen wollten endlich „abflauen“ – doch der reine Sport, das Know-How, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen er wird sich schon wieder berappeln. Cross-Skating ist auch keine der drei Nordischen Sportarten, weswegen das Wort „Nordic“ auch nichts in Wort-Kombinationen mit dem Cross-Skating Sport zu suchen hat. Oh je, welchen Schaden hat da nur die Nordic-Walking-Welle angerichtet? Und „Nordic Skating“ macht man mit Schlittschuhen und Stöcken, Begriffs-Diebe bedienen sich zwar gerne, aber erklären nichts. Nordic heißt schließlich nicht „mit Stöcken“, wie man vielleicht glauben soll, sondern bedeutet vielmehr eine Art Himmelsrichtung oder Klimazone, vergleichbar mit „Arctic“.
Hier etwas genauere Beschreibungen solcher, sorry, „hingerotzten“ Behauptungen, die meist ebenso falsch wie unsinnig sind. Die Schreiber wollen damit Kompetenz vorgaukeln oder sich eine Werbevorteil verschaffen. Solche Sätze lauten dann beispielsweise sinngemäß: Cross-Skating sei ein Trendsport – als Produkttrend, wäre er dann aber schon 2010 ausgelaufen. Cross-Skating sei im Jahr XXXX (oft wird 1997 genannt) erfunden worden – falsch Cross-Skates sind schon seit etwa 1890 auf Europas Straßen unterwegs. Die Firma XXXXX habe die Cross-Skates erfunden – dann womöglich im Jahr 1890? Cross-Skating sei Skilaufen im Sommer – nein, beides sind eigene Sportarten, man könnte dagegen viel eher behaupten, Skilaufen sei Cross-Skating auf Schnee. Cross-Skating sei eine Inline-Skating-Variante – nein, Cross-Skates gibt es schon länger, somit ist Inlinern eher eine Cross-Skating-Variante, basta! Cross-Skates seinen unbegrenzt geländetauglich – das würde den Kletter-Schwierigkeitsgrad 10 bedeuten, wer glaubt solchen Unsinn? Cross-Skating sei eine Nordische Sportart – falsch, zu den drei Nordischen Sportarten gehören: Skilanglauf, Skispringen und Nordische Kombination, sonst nichts. Cross-Skating sei wie Skilanglauf – wer das behauptet hat sich mit mindestens einer der beiden Sportarten nicht ausreichend beschäftigt. Und noch viel weiter Unsinn…