Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Gesichter des Cross-Skating VI – Interview mit Frank Röder über die Materialschlacht im Cross-Skating
Die Anfragen nach dem letzten Interview haben mich dazu bewogen, ein weiteres zu einem aktuellen Thema gleich hinterher zu schieben. Heute: Materialschlacht und weitere Themen.
A.B.: Gibt es eine Materialschlacht auf dem Cross-Skate Markt?
F.R.: Man hatte in den vergangenen Jahren den Eindruck. Wenn man sich aber verdeutlicht, wie winzig der Markt ist, erscheint das ziemlich albern.
A.: Was ist denn Albernes passiert?
F.: Da wurden Neumodelle und „Erfindungen“ gepusht, die kaum den Namen Erfindung verdient haben. Und wirklich Neues haben wir seit Jahren leider auch nicht erlebt. Das Marktpotenzial war noch nicht einmal zu einem Prozent ausgeschöpft und schon gab es eine Art Handelskrieg um vermeintlich bessere Produkte. So aggressiv wurde beworben, als gelte die letzten Kunden des Planeten für sich zu gewinnen. Dabei kennen die meisten Menschen unseren Sport noch gar nicht.
A.: Es wurden also Kunden bei der Konkurrenz abgeworben?
F.: Ja, das kann man so sagen, obwohl bei einem so wenig bekannten Sport von Konkurrenz kaum die Rede sein konnte. Die Händler wurden durch aggressive Vermarktungsmethoden so angespitzt, dass sie den Handelskrieg gegen ihre Händlerkollegen aufgenommen haben mit Preis-Dumping, vielen unlauteren Aussagen und skurrilen Werbemethoden begannen, die weder die Qualität der Produkte noch die Qualität der Arbeit der Geschäfte unterstützten.
A.: Also das legendäre Bla-Bla.
F.: Ja, man hatte den Eindruck, dass der größere Teil der Multiplikatoren des Sports ihre eigene Muttersprache nur unterdurchschnittlich beherrschen und sich außerdem nie mit den Themen Handel und Service auseinandergesetzt haben. Das kommt dann schnell reißerisch und gar nicht seriös rüber.
A.: Du beklagst auch den Mangel an waschechten Sportlern in den Schlüsselpositionen des Sports.
F.: Das kann man wohl nicht ändern. Einer behauptet Biathlet gewesen zu sein, ist aber in Biathlon-Kreisen völlig unbekannt. Ein Anderer will Mehrkämpfern gewesen sein, war aber wohl mehr so etwas wie Lokalmeister in Handgranaten-Zielwerfen. Dann gibt es auch noch die Legende vom Meister-Bogenschützen, der gleichzeitig GSG9-Held gewesen sein will. Da verkaufen manche einige eine sehr blumige eigene sportliche Vita und manche davon sind sogar trotzdem noch neidisch auf wirkliche Leistungssportler, denen sie verbieten wollen ihren Berichte zu veröffentlichen, über ihre Teilnahme zum Beispiel an tatsächlichen Meisterschaften. Und Produkthersteller nutzen kaum überzeugte Cross-Skater für ehrliche Werbung, sondern haben lieber bekannte und teure Sportler für Werbung eingekauft und haben damit nur wenig überzeugt. Wie soll man einen Hersteller von Cross-Skates einschätzen, der sich selbst nicht auf die eigenen Produkte stellt oder bereit ist damit selbst längere eigene Erfahrungen zu machen? Eher nicht so glaubhaft.
A.: Das ist jetzt etwas sarkastisch gemeint.
F.: Etwas schon, denn einer der Chefs war schon rein „gravimetrisch“ kaum in der Lage seine eigenen Sportgeräte zu benutzen, andere Hersteller sahen Cross-Skates nur als Anhang ihrer Hauptproduktpalette, wie Skiroller oder Inlineskates, auf welche die Cross-Skater dann automatisch umsteigen würden, wenn sie die „Übergangslösung Cross-Skate“ hinter sich gelassen hätten. Aber wer einmal mit Cross-Skates angefangen hat, stellt sich kaum noch freiwillig auf solche deutlich unsicheren und weniger vielseitigen Sportgeräte. Das sagt viel darüber aus, wie sehr ein Hersteller seine eigenen Produkte schätzt. Wer selbst nicht daran glaubt, überzeugt auch seine Kunden nicht.
A.: Verdächtig, dass sie sich selbst nicht trauen damit zu fahren. Aber einen gibt es doch…
F.: Ach, der! Weißt du, der hat mich mehrmals wiederholt belogen, so richtig dreist, es war nicht schwer für mich, die Unwahrheit schnell aufzudecken. Ich muss davon ausgehen muss, dass er mich schon immer belogen hat, dass er womöglich nicht anders kann und er es auch immer wieder versuchen würde. Um solche Leute mache ich einen Bogen. Er hat den Sport auch völlig falsch verstanden. Cross-Skating ist nicht Skilaufen und wird es auch nie werden – wie sollte es auch? Es wird aber gern versucht den Kunden den Sport so zu verkaufen.
A.: Er stellt aber eine gewisse Prominenz in der Szene dar, findest du nicht?
F.: Von Prominenz kann man in einer so winzigen Sportszene – oder sollte man Sport-Balse sagen – nicht wirklich sprechen. Das nimmt er oder seine Fans da drin vielleicht so wahr, aber deswegen laufe ich ihm aber nicht nach. Ich rechne ihn auch nicht mehr zu den aktiven Cross-Skatern, da er den Begriff Cross-Skating jahrelang abgelehnt hat. Da gibt es immer weniger Gründe zur Annäherung für mich. Etwa, um mir selbst noch mehr zu schaden? Seine Glaubwürdigkeit in der Szene ist viel geringer, als er wahrscheinlich selbst glaubt. Das schließe ich aus den Berichten von enttäuschten Kunden, die ihm seine tendenziösen Aussagen über seine Marke nicht mehr glauben. Mir ist es inzwischen peinlich mit ihm oder seiner Firma in Zusammenhang gebracht zu werden, deswegen lasse ich auch offen, wer das ist. Es kommen mehrere in Frage.
A.: Wahrheit und Aufrichtigkeit sind also seltene Tugenden in der Szene geworden.
F.: Eigentlich nicht, ich kenne viele grundehrliche Cross-Skater, die Ehrlichkeit sehr schätzen und Lügen konsequent bestrafen. Nur glauben wohl einige, die mit Verkauf oder dem „Geschäft Cross-Skating“ zu tun haben, dass erfolgreiche Geschäftsleute auch lügen und betrügen oder anderswie abzocken dürfen oder müssen.
A.: Gibt es auch faire Cross-Skate Hersteller?
F.: Ja, aber die nenne ich hier ebenso wenig beim Namen, wie die unfairen.
A.: Aber zurück zum Thema Materialschlacht. Welche Cross-Skates hast du schon konstruiert?
F: Die aktuellen Projekte klammere ich einmal aus, aber 1994 habe ich zumindest cross-skate-ähnliche Skates aus Inlinern gebaut. Insgesamt vier Prototypen, aber 1996 habe ich aufgegeben, weil es keine vernünftigen Teile dafür gab. Dann ging es ab 2004 weiter mit gebrauchten Cross-Skates, die ich gleich umgebaut habe. Seitdem habe ich das nicht mehr gelassen und jeden meiner eigenen Cross-Skates umgebaut.
A: An eine Serienproduktion hast du damals, 1994 bis 1996, nicht gedacht?
F: Nein, damals überhaupt noch nicht. Ich wollte die Dinger nur für mich optimieren. Dass es überhaupt einmal jemanden interessieren könnte, habe ich noch nicht geahnt. Aber ich konnte schon einige konstruktive Grundregeln ermitteln, die auch noch heute Gültigkeit haben, zum Beispiel, dass ein tiefer Stand und ein langer Radstand besonders vorteilhaft sind. Danach kamen bis heute noch etwa zwölf weitere Prototypen und unzählige Umbauen von Serien-Cross-Skates.
A: Und was kommt demnächst?
F: Ich habe habe in meinem Cross-Skate Museum etwa 25 Ausstellungsstücke, die einen Überblick über die technischen Meilensteine und die Sackgassen geben. Da sind auch einige meiner Prototypen dabei. Aktuell experimentiere ich erfolgreich mit unüblichen Reifenformaten und einem Voll-Carbon-Modell, aber ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen, dass das in Serie geht, auch wenn ich sehr von meinen und den Konstruktionen einiger anderer Tüftler überzeugt bin. Viele Cross-Skater haben zu Hause schon deutlich bessere Cross-Skates stehen, als sie jemals in Serie gebaut wurden.
A: Ja, einige Modelle wurden in den letzten 35 Jahren sehr gut weiterentwickelt, aber manche Cross-Skates scheinen sich sogar zurück zu entwickeln. Das läuft deutlich auseinander.
F: Der Markt braucht offenbar diese Diversifizierung, aber ich denke ab etwa 2023/2024 könnte sich wieder eine klarere Linie herausbilden, auch gefördert von den Verbraucherwünschen, die ja zum Glück immer konkreter werden. Das aber nur, sofern sich die Hersteller sich darauf einlassen. Aber ich hoffe ja noch auf frisches Blut auf dem Markt und zwar durch neue Produkthersteller, die auf den Markt drängen. Einige Neumodelle der letzten Zeit waren nur Selbstzweck, kostengünstig hergestellt, höchstens mittlere Qualität, wenig überzeugende Konzepte, hohe Preise für hohe Gewinnspannen, teure Ersatzteile, wenn überhaupt, und das alles bei sinkender Nachfrage, das kann nicht länger gut gehen.
A: Ja, innovative und aufgeschlossene neue Hersteller scheinen nötig zu sein, wenn keine Impulse von den etablierten Herstellern kommen. Wann kam dir eigentlich die Idee zum Cross-Skating Magazin?
F: Die Idee bestand von Anfang an, ich habe ab 2004 die Cross-Skating Inhalte noch über meine Triathlon-Plattform bekannt gemacht. Bald habe ich dann Cross-Skating.de als erste Spezialseite für den Cross-Skating Sport eröffnet. Es gab aber zu viele zeitaufwändige Ablenkungen, so dass ich meine Energie und Inhalte sinnlos auf zu viele Plattformen streute. Leider auch auf unseriöse. Jeder baut mal „“Scheiß“. Aber der Scheiß ist immer noch im Internet zu finden und wird noch halbherzig von dementsprechenden Fachleuten befeuert. Seit 2011 ist wieder fast alles was ich zur Szene beitrage in diesem Magazin gebündelt und zum Glück zog es auch kompetente Redakteure an. Danke übrigens auch für deine bisherige ehrenamtliche Mitarbeit im Magazin!
A: Keine Ursache. Welche Trainings-Projekte laufen derzeit bei dir?
F: Die Projekte sollen nicht zu akademisch ablaufen, nach wie vor, nach dem Motto, „Probieren geht über Studieren“. Das Projektdesign ist immer praxisorientiert. Die Theorie oder These, die wir bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorausgesetzt haben, soll in der praktischen Beobachtung bestätigt werden, um sie dann, hoffentlich, zu bestätigen. Das ist nicht immer der Fall. Interessant finde ich Leistungsverbesserungen in anderen Sportarten durch Cross-Skating Training. Das konnte ich schon in mehreren Trainingsprojekten bestätigen.
A: Probieren geht über Studieren, heißt für Akademiker dann: „Empirie schlägt Theorie“.
F: Der ist gut, den muss ich mir merken. Oder: „Die Empirie schlägt zurück“, was?
A.: Besser als, „Kopieren geht über studieren“.
F.: Ja, das ist leider das Einzige, was manche können. Die verstehen dann aber auch den anderen Spruch nicht, weil sie die Praxis nicht kennen.
A: Jetzt wollen sicher viele wissen, was hast du noch alles in der Schublade hast. Was nun genau?
F: Viele wissen es schon, aber die es nicht wissen, erfahren es noch rechtzeitig.
A: Klingt gut, aber geheimnisvoll. Und was hast du sportlich vor, neue Rekorde?
F: Rekorde, na ja…persönliche Bestzeiten kann ich ja jederzeit versuchen, das habe ich am Anfang vor allem gemacht, um die speziellen Stilarten für Cross-Skating weiterzuentwickeln. Bestzeiten überlasse ich lieber den sportlichen Talenten. Obwohl es wirklich ein Witz ist, dass ich immer noch die inoffizielle Halbmarathon Bestzeit habe. So klein ist die Szene. Aber nein, Rekorde sind aktuell nicht mein wichtigstes Ziel.
A: Wie glaubst du wird sich Cross-Skating als Sportart am Besten weiterentwickeln.
F: Der Sport selbst ist schon weit ausgereift, ausgereifter als die Sportgeräte. Auch was Wettkämpfe betrifft, ist schon so gut wie alles durchdacht worden. So weit, dass auch da die Praxis weit hinterher hinkt. Durch die schrumpfende Szene gab es natürlich auch ein Veranstaltungssterben, aber sollte die Nachfrage nach Wettkämpfen wieder einmal wachsen, ein ausgeklügeltes Regelwerk gibt es ja, das kann man sofort übernehmen, sofern man genügend Teilnehmer findet. Das ist aber zur Zeit fast unmöglich. Die Betreuung der Sportler, Ausbildung und Treffs, also Training im weitesten Sinne.
A.: Das was früher die lokalen Vereine angeboten haben.
F.: Ja genau! Diese Betreuung muss völlig dezentral stattfinden, dafür braucht jedes Dorf seinen Cross-Skate-Treff mit guten Treffleitern die zuverlässig und ohne finanzielle Interessen Trainingsangebote betreuen. Immer wenn etwas zentralisiert oder oder monopolisiert wird, wie in den letzten Jahren, geht es bald danach den Bach runter. Das kann in unserem Sport nur verhindert werden, indem die Leute überall aktiv werden und die Region so lang ausbauen, bis sich angrenzende Regionen zusammenschließen. Das leidige, „sich zu Beginn selbst an die Spitze der Nahrungskette setzten“, das durch aggressive Vertriebssysteme gefördert wurde, hat die sportliche Moral ziemlich versaut. Wenn diese Abzocker-Mentalität mehr durch eine Macher-Menatlität ersetzt würde, könnten überall neue Treffs, Tourenangebote und noch mehr kostenlose Angebote wachsen.
A: Und das sagt ein Profi der Branche.
F: Ja natürlich, denn ohne zusätzliches kostenloses Engagement geht es nicht. Das muss flächendeckend in die Köpfe rein. Mal schnell auf den Trend aufspringen und Kohle machen, bringt den Sport langfristig nicht weiter, gefordert ist mehr reine „Sportlichkeit“ und die ist im Kern non-kommerziell.
A: Da stimme ich dir zu und es wäre schön, wenn es endlich einmal richtig los gehen würde. Jeder sollte über einen Treff in seinem Ort nachdenken.
F: Ja, das tut man dann für sich und seine Trainingsfreunde. Nicht für mich, nicht für eine Firma, nicht für ein Forum, auch für keinen Verband oder einen Verein. Alle Kommerziellen brauchen kostenlose Helfer als Multiplikatoren, aber man muss auch erkennen, wenn man missbraucht wird oder wenn Trittbrettfahrer nur kompetentere Leute vorschieben, um im Hintergrund abzukassieren oder Werbeeffekte auszunutzen.
A: Typischer Etikettenschwindel, da fällt mir ein Forum ein, das ich gar nicht erwähnen wollte. Ich fasse das kurz zusammen: Die Multiplikatoren die das freiwillig und kostenlos für den Sport werben, sollten das dann natürlich für die Sportart namens Cross-Skating tun und nicht etwa für eine Produktmarke oder andere Interessengruppe, die sich nicht wirklich erkenntlich zeigen. Ich denke, die Richtung ist klar, die Cross-Skater sollten ihren Sport selbstbewusster vertreten. Hast du noch einen guten Spruch für die Cross-Skater, den sie mit ins neue Jahr nehmen könnten?
F: Lass mich überlegen. Mit starken Worten, eisernem Willen oder festem Glauben versetzt man keine Berge, sondern nur mit Taten.
A: Der Spruch passt zu dir, stammt der auch von dir?
F: Leider nicht.
A: Dann bedanke ich mich für das Interview.
F: Ich habe zu danken.