Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
FLEET skates vs. Skike V07 plus
Diesen Vergleich fordert die Cross-Skating Szene schon lange, trifft doch ein sehr ähnliches Konzept in zwei völlig verschiedenen Ausführungen aufeinander. Einst wurden die FLEET skates als „Erlkönig-Version“ auf einem Video noch mit einem Skike verwechselt. Sobald man die Details kennt, kann man sie aber leicht unterscheiden. Am auffälligsten ist die Rahmenform der FLEET skates, die man von vorn oder hinten am stärksten vom Skike unterscheiden kann.
Nun wurde über den Skike V07 plus schon in den vorherigen Artiklen umfangreich geschrieben, deswegen möchte ich beim Skike nicht mehr so extrem ins Detail gehen und auch auf die FLEET skates eingehen.
Die Zahlenmysik um den Skike V07 (welcher von den vielen V07 Versionen?) wird wohl nie aufgeklärt werden, dafür ist die offizielle Bezeichnung um die aktuellen FLEET skates F3 recht schnell erklärt. Es gab vor dem F3 einige Prototypen und eine kleine Vorserie. So einfach kann zählen sein.
Die ersten Unterschiede sind ganz grob betrachtet, die Rahmenbauart und das daraus resultierende Gewicht. Der F3 zeigt hier klar „Profi“, nämlich Winkelprofil, was den Rahmen unglaublich stabil, aber auch schwer macht. Die Waage zeigt mit 2460 Gramm genau 410 Gramm pro Skate mehr an, als für den V07 Plus. Durch bessere Materialverteilung, wären bei den Fleet Skates sicher noch mehr als 200 Gramm Gewichtsersparnis drin, ohne Einbußen an Stabilität hinnehmen zu müssen. Doch das Resultat ist recht beachtlich, denn der Rahmen ist wohl der steifste, den ich bisher gefahren habe und die erlaubte Belastbarkeit bis 140 kg klingt vertrauenserweckend. Bisher hat sich die Haltbarkeit jedoch immer erst in der Praxis gezeigt, völlig unabhängig von den Belastungsangaben. Wer rund 90 kg oder noch mehr Lebendgewicht auf die Waage bringt, dürfte nicht so sensibel auf ein paar Gramm mehr am Fuß reagieren und den Vorteil, dass das Gerät auch wirklich hält, etwas höher einschätzen als die möglichen Gefahren bei übertriebener Gewichtsersparnis. Vom Hersteller der Fleet Skates wird außerdem eine zeitlich unbegrenzte Garantie auf tragende Teile gegeben. Zwangsläufig fragt man sich aber bei solchen unbegrenzten Zusagen, wie diese rückversichert sind, da kein jeder Hersteller unendlich lange auf dem Markt ist und sie deswegen auch nicht gegeben weden sollten. Leider sind in der Praxis an beiden hier vorgestellten Modellen schon mehrere tragende Teile gebrochen, keine Art von Garantie beschwört also ewige Haltbarkeit herauf. Negativ fällt sofort jedem Statiker an beiden Modellen auf, dass die „Lüftungsschlitze“ an den tragenden Teilen der Sportgeräte sich eher nachteilig auf die Stabilität auswirken dürften.
Die angegebene Zuladung von 120 kg beim Skike sind auch nicht von schlechten Eltern, aber leider weiß ich aus der eigenen Erfahrung und aus der Erfahrung meiner Kunden, dass man eigentlich jeden Skate kaputt bekommen kann, auch bei sachgemäßer Benutzung – es ist nur eine Frage der Zeit. Und hier geben die Fleet Skates dem Benutzter womöglich etwas mehr Zeit. Der Skike V07 Plus fühlt sich beim Fahren etwas agiler an. Präziser jedoch nicht, was aber keinem spürbar weichen oder biegsamen Rahmen des Skikes zu verdanken ist, die Schuhbefestigung ist daran schuld. Der in den Vorberichten erwähnte und dort genauer erklärte Schuhgurt funktioniert überhaut nicht gut und lässt einiges an Feingefühl zum Skate „verpuffen“, was in manchen Fahrsituationen sogar gefählich werden kann.
Unterschiede im Detail
Während der Skike, auf Grund der früheren Fehlkonstruktion am Sprunggelenklager, dort nun ein echtes Lager spendiert bekam, das allerdings nur „Plastik auf Plastik“ gelagert ist, setzt die Boss GmbH bei den Fleet Skates, an der gleichen Stelle auf Metall. Viel Fläche steht ja den Lagen hier nicht zur Verfügung, was daher viel mehr für die Verwendung von Metall spricht.
Die Rahmengeometrie beider Cross-Skates ist nahzu identisch, was eigentlich im Jahre 2012 etwas verwundert, weil der Ruf nach längeren Cross-Skates mit tieferem Stand schon lange zu hören ist und sich schon bei eingen Prototypen und Eigenbauen äußerste bewährt hat. Vielleicht 2013 mit einem Skike V08plus oder einem Fleet skates F4?
Die Reifen des Skike sind bekannt und weisen in dieser Ausführung leider keine große Kilometer-Laufleistung auf. Nun kann man Reifen ja bekanntlich austauschen, was bei den Fleet Skates, durch die Verwendung von Blackarmada Reifen erst viel später der Fall sein wird, nämlich dann, wenn sie nach 2000 km oder womöglich auch erst nach 4000 km durch normalen Gebrauch abgefahren sind. Solche Detailunterschiede in der Erstausstattung machen die Skikes zwar etwa 20 € billiger, aber Cross-Skates mit billigeren Reifen, zu Lasten der Qualität, auszustatten, heißt immer, dass an der falschen Stelle gespart wurde. Auf lange Sicht gesehen dürfte der Skike dann wieder teurer werden, weil der Preis so nur künstlich nach unten gedrückt wird.
Schuhgurte und Schuhbefestigung: Klett-Schuhgurte haben auch ihre Vorteile, sie sind leicht, billig und schnell zu handhaben. Die Qualität der Gurte macht beim Skike einen haltbaren Eindruck, doch ziehen sie den Fuß noch immer zu weit vorne auf den Rahmen des Skates, was keinen optimalen Anpressdruck verursacht. Im Verbindung mit dem recht labilen Fersen-Gurt (als Absatzfixierung) fühlt man sich erheblich „beweglicher“ auf dem Skike Plus als auf den Fleet Skates. Auch in seitlicher Richtung unfreiwillig recht beweglich, wenn Rollskiläufer Fersenbeweglichkeit brauchen, dann geschieht das durch die Bindung und damit seitlich noch relativ gut geführt. Die Ratschen-Verschlüsse der Fleet Skates wirken natürlich hochwertiger und teurer, kommen aber in Funktion und Qualität nicht an die Ratschen-Verschlüsse des etwas preisgünstigeren SRB XRS02 Cross-Skates heran. Doch um diesen Vergleich geht es hier (noch) nicht.
Bremse und Bremsattel: Die Bremsen beider Cross-Skates packen griffig zu und sind trotzdem angenehm zu dosieren. An den Fleet Skates fühlt sich das Bremse aber noch etwas direkter an, was sicher der höheren Steifigkeit der gesamten Bremskonstruktion zu verdanken ist. Beim Skike Plus wirkt der Bremssattel im Vergleich beinahe filigran. Er ist fast baugleich mit dem Bremssattel des Vorgängermodells, bei dem es an dieser Stelle doch zahlreiche Materialbrüche gab, was in der Regel zu sofortigem Kontrollverlust führt.
Beide Sportgeräte sind immer noch recht hoch gebaut, was sie etwas kippempfindlicher macht, als beispielsweise die sehr tief gebauten SRB Cross-Skates. Doch immerhin rund 10 mm steht man in den Fleetsskates tiefer als im Skike Plus, nicht viel, aber man merkt es durchaus und dies trägt auch nochmals mit zum stabileren Gesamteindruck bei. Denn hier zählt jeder Millimeter.
Im Radstand sind beide Cross-Skates fast gleich. Verstellbar sind die Radstände jeweils in drei 25 mm-Stufen, der längste Radstand ist bei den Fleet Skates mit 506 mm immerhin minmal länger als die 500 mm des Skikes. Zwar braucht man im Radstand nicht so sehr die Millimeter zählen, wie bei der vorher erwähnten Standhöhe, aber jeder Zentimeter mehr bringt mehr Fahrstabilität und Ruhe in den Fahrstil, so dass fast alle Cross-Skater, die ihre Cross-Skates einstellen können, recht schnell den größten Radstand wählen. Und hier macht der Skike-Plus einen etwas weicheren Eindruck als die Fleet Skates, die auch besonders mit maximal eingestelltem Radstand noch ziemlich steif sind. Beide Cross-Skates weisen aber somit nach heutigen Erkenntnissen einen für Cross-Skates zu kurzen Radstand auf. Selbst kleinere Cross-Skater sollten heute versuchen für sich einen Cross-Skate mit mindestens 52 cm Radstand zu finden.
Bei den nutzbaren Schuhgrößen der beiden Cross-Skates gibt es nur einen geringen Unterschied: etwa Schuhgröße knapp 48, für den Skike V07 Plus, während die Fleet Skates durch einige Millimeter mehr Platz etwa Schuhgröße 49 zulassen. Das klingt nach wenig Unterschied, schließt von der männlichen Bevölkerung noch knapp 10 % bzw. bei den Fleet Skates fast 5 % der potenziellen Kunden aus. Interessant ist, dass der alte Skike V07 früher sogar noch eine Schuhgröße mehr zugelassen hat als der neue Skike Plus.
Die Wadenschalen sind bei den Fleet Skates symmetrisch gebaut, beim Skike Plus, wie schon immer, asymmetrisch. Einen Grund für diese Asymmetrie gibt es nicht und sie provoziert eine leichte X-Bein-Haltung, die besonders Anfänger fast automatisch einnehmen, auch wenn die sonst keine X-Beine haben. Die Wadenschale der Fleet Skates fühlt sich dadurch besser an. Aber auch sie könnte das Bein noch mehr umschließen.
Der Druck auf den Mittelfuß am mittleren Gurt wurde beim Skike Plus zwar durch Polster vermindert, aber die Gurte ziehen, wie schon einst beim Skike V03/V04/V05/V07, den Fuß zu weit vorn nach unten gegen den Rahmen. Dagegen trifft der Fleet Skate nicht nur der richtige Zugrichtung, er zieht durch die aufwändigen Ratschengurte den Fuß auch mit bombastischer Kraft nach unten, falls notwendig. Zu fest sollte man die Ratschenverschlüsse natürlich auch nicht anziehen sonst gibt’s taube Füße oder Druckstellen.
Beide Cross-Skate haben recht wuchtige (breite) Ausmaße, die Fleet Skates wirken dabei optisch sogar noch etwas uneleganter als sie von den wirklichen Abmessungen her sind. Man gewöhnt sich in der Handhabung daran, dass der Skateschluss nicht so eng durchführbar ist, wie es mit schmaleren Cross-Skates möglich wäre. Der eigentliche „Knackpunkt“ ist eine gefährlich abstehende Flügelmutter auf der Außenseite der Skikes an dem man leicht mit dem Stock hängen bleiben kann. Heimwerker werden diese Stelle sicher in Eigenregie schnell entschärft haben, doch direkt über dieser Stelle schaut eine kleine Schraube etwa zwei Gewindegänge weit und sehr scharfkantig in die Landschaft hinein und kann dem Stock, der jener Flügelmutter vielleicht eben noch entgangen ist, immer noch einen üblen Kratzter verpassen. Viele von uns wissen aus Erfahrung, dass solche Kratzer, wenn sie an der gleichen Stelle (hier auf Höhe des Spruggelenklagers) am Stock wiederholt werden, zwangsläufig zu einer Sollbruchstelle am Stock führen. Die Fleet Skates weisen keine solchen vermeidbaren Gefahrenstellen auf.
Die Dokumentation: Beim Cross-Skate aus der Hause Boss wurde die Benutzungsanleitung mit erkennbarer Mühe erstellt. Nicht extrem umfangreich, aber vom brauchbaren Inhalt her ist sie doch um ein Vielfaches größer, als das Druckerzeugnis, das den Skikes beiliegt. Hier punkten die Fleet Skates deutlich, die Dokumentation wirkt wie die eines Sportgerätes im Vergleich zu einer Gebrauchsanleitung eines Fernost-Spielzeuges. Trotzdem könnte sie auch bei dem deutschen Produkt besser sein, besonders, angesichts des recht hohen Preises der Fleet Skates. Erwähnen sollte man auch, dass diesen für einen besseren Transport, eine einfache, aber praktische und robuste Tragetasche beiliegt.
Im Preis unterscheiden sich die beiden Konkurrenten am meisten und dadurch sind sie beinahe unvergleichbar. Wer auf das Geld schauen muss, kann sich möglicherweise den stolzen Preis der Fleet Skates von 449 € beim besten Willen nicht leisten. Da ist dann nichts zu machen und es bleibt dann nur die untere Preisklasse und damit auch nur eine kleinere Produktauswahl. Wer weniger auf sein Geld achten muss oder grundsätzlich in Sportgeräte richtig investiert, dem wird der Unterschied zu den knapp 220 € des Skike V07 Plus nicht so sehr wehtun (Nachtrag: Der Preis wurde Anfang 2013 auf 239,90 € erhöht. Stand 2016: Skikes 279,95 €, Fleet Saktes 499 €). Doch allein der Preis spricht womöglich schon verschiedene Kundengruppen an. Es lohnt sich aber einmal darüber nachzudenken, wie schnell rund 200 € mehr beim Kauf eines Sportrades ausgegeben sind. Allerdings sind in der Preisklasse der Fleet Skates in diesen Tagen aus dem Hause SRB ganz andere Cross-Skates erhältlich, die sicher die sportlicheren Cross-Skater für sich gewinnen werden. Sie kosten sogar ein paar Euro weniger.
Die FLEET skates sind in fast allen Bereichen der Endwertung besser als der Skike V07 plus. Im Vergleich erhält der Skike Plus im Schnitt 9 Punkte weniger pro Kriterium. Beide sind aber recht ausgewogen in ihren Eigenschaften ohne deutliche Stärken aufzuweisen. Und leider sind beide Modelle „old school“, also von der Rahmengoemetrie, nicht auf dem neusten Stand. Als 2011er Modell konnten die Fleet Skates auch leider nicht bei der Auswahl zum Cross-Skate des Jahres 2012 berücksichtigt werden. Trotzdem unten das Profil zum Vergleich mit anderen aktuellen Modellen (siehen auch unser Test-Archiv). Zur Wahl des Cross-Skates des Jahres werden aber manche anderen Cross-Skates, egal welchen Jahrganges, schon allein wegen Sicherheitsmängeln noch nicht einmal nominiert.
Sollten die beiden Cross-Skate Modelle, die nächste Zeit überdauern und damit das allgemeine Interesse weiterhin bestehen, werden wir noch einen Dauertest des Skike Plus und der Fleet Skates nachliefern.