Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Erstbezwingung des Mount Everest der Cross-Skater
Zumindest regional genießt der „Berger Hang“ in Frankfurt am Main unter Cross-Skatern den Ruf eines unbezwingbaren Berges. Den Berger Hang kann man zwar auch auf der Straße fahren, die Steigung beträgt zwischen 6 und 12 %, aber das ist keine wirkliche Schwierigkeit.
Die Offroad-Version dieser Strecke (genannt Martin-Schäfer-Weg) verläuft im Feld in etwa parallel zur Straße, ist steiler und weist teilweise losen Boden auf: Eine beliebte Trainingsherausforderung für Moutainbikefahrer und Langstreckenläufer, die aber mit einer gewissen Fitness diesen Berg doch recht sicher bewältigen können.
2006, 2007 und 2008 standen schon Treffs von Cross-Skatern (damals Cross-Skating Treff Frankfurt-Ost) vor der sagenumwobenen Steigung und bescheinigten ihr mit dem Schwierigkeitsgrad 5, den höchstsen aller Schwierigkeitsgrade, was so viel bedeutet wie, „unter Idealbedingungen mit gutem Trainingszustand gerade noch fahrbar“. Nur ist dieser Schwierigkeitsgrad selten über mehrere hundert Meter zu finden ohne vielleicht doch einmal plötzlich für einige Meter in „völlig unbezwingbar“ umzuschlagen. Die sportliche Herausforderung bestand ja darin, dass sich die Fachleute einig waren, DASS man den Berg mit Cross-Skates bezwingen KANN, da er eben nicht ZU schwer ist, es aber bis dahin nur noch niemand getan hat.
Der Feldweg, der sich den Südhang im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim hochzieht, weist nicht nur eine Steigung bis zu 16 % auf, große Abschnitte sind auch grob geschottert und fünf Entwässerungsrinnen verlaufen schräg über den Weg. Was man konditionell vielleicht noch schaffen würde, kann dann an solchen technischen Schwierigkeiten immer noch scheitern. So auch bisher bei allen bisherigen Versuchen.
2009 habe ich meinen ersten Versuch recht früh aus eben diesen Gründen aufgegeben. 2011 habe ich im Rahmen der Warmfahrens zu den Süddeutschen Cross-Meisterschaften, die damals im angrenzenden Wald stattfanden, das erste untere Drittel des Hanges recht gut überwunden und hätte „gefühlt“ weiterfahren können. Doch ich wollte Kräfte für die „Süddeutschen“ aufsparen und kehrte dann um.
Doch jetzt am 1. August 2013 stand ich ihm wieder gegenüber, dem Berger Hang, dem „Mount Everest für Arme“ unter den Cross-Skatern mit dem ich noch eine Rechnung offen hatte. Ich war in früheren Jahren den nur 0,84 km kurzen Anstieg schon unter 4:30 Minuten gelaufen (also zu Fuß), wusste aber, als ganz passabler Bergläufer und Cross-Skater, dass solche Zeiten auf diesem Boden für Cross-Skater nicht annähernd erreichbar sein würden. Ich kalkulierte, dass eine 7:30 erreichbar sein dürfte – wenn alles klappte.
Das Wetter war vielleicht am 1. August nicht so ganz ideal: 35°C im Schatten, 75 % Luftfeuchtigkeit und ein fast schattenloser Südhang, der zwar vielleicht die Luftfeuchtigkeit etwas vertrieb, aber die echte Temperatur nochmals deutlich über jene 35 Schattengrade drückte.
Um 16:30 Uhr ging es los. Die ersten 120 Meter taugten theoretisch noch zum „Einrollen“ mit 3 % Steigung zunehmend auf 7 %. Mein Maximaltempo des gesamten Ausstiegs erreichte ich schon nach den ersten Schritten mit knapp 13 km/h, alles was danach kam, war erheblich langsamer. Doch schon auf diesem Abschnitt kamen die ersten Probleme in Form von tiefen Sandlöchern, die eine starke Hinterradlast und für Sekunden fast völligen verzicht auf den Beinantrieb erforderten. Ich hatte das Gefühl, dass schon die ersten Sandlöcher das Tempo halbierten und musste immer wieder Fahrt aufnehmen. Dann kam etwas Grobschotter und der angenehmste Teil mit grobem Asphalt und gut 16 % Steigung. Zu meiner Freude arbeitete ich mich hier langsam an einen Mountainbikefahrer heran, der kurz vor mir in den Hang gestartet war. Bis hierhin gibt es sogar ein YouTube Video, auf dem das alles einladend harmlos aussieht.
Um 16:30 Uhr ging es los. Die ersten 120 Meter taugten theoretisch noch zum „Einrollen“ mit 3 % Steigung zunehmend auf 7 %. Mein Maximaltempo des gesamten Ausstiegs erreichte ich schon nach den ersten Schritten mit knapp 13 km/h, alles was danach kam, war erheblich langsamer. Doch schon auf diesem Abschnitt kamen die ersten Probleme in Form von tiefen Sandlöchern, die eine starke Hinterradlast und für Sekunden fast völligen verzicht auf den Beinantrieb erforderten. Ich hatte das Gefühl, dass schon die ersten Sandlöcher das Tempo halbierten und musste immer wieder Fahrt aufnehmen. Dann kam etwas Grobschotter und der angenehmste Teil mit grobem Asphalt und gut 16 % Steigung. Zu meiner Freude arbeitete ich mich hier langsam an einen Mountainbikefahrer heran, der kurz vor mir in den Hang gestartet war. Bis hierhin gibt es sogar ein YouTube Video, auf dem das alles einladend harmlos aussieht.
Dann kam immer mehr Grobschotter und einige sandige Schlaglöcher zierten den Weg. Hier hatte der Mountainbiker weniger technische Probleme und zog mir nun langsam, aber endgültig, davon. Beim Überqueren der zweiten Entwässerungsrinne hörte und spürte ich Aluminium über Basalt schrammen. Das tat nicht nur dem Cross-Skater-Herzen weh, sondern bremste mich auch ganz erheblich. Meine SRB XRS02-Skates empfand ich trotzdem als gut geeignet für dieses Vorhaben. Obenherum unterstützten mit meine „alten“ CH-1 Stöcke von KV+, die neben geringstem Gewicht auch noch die nötige Biegefestigkeit boten. Ich hatte aber berechtigte Angst, dass eine Handschlaufe reißt, so sehr zerrte ich an den Schlaufen. Teilweise war der Boden so schwierig, dass ich mehrmals vier bis sechs Schübe im Doppelstockschub zurücklegen musste.
Ich war bald auf „unbekanntem“ Terrain, was das Cross-Skaten betrifft, das heißt nach knapp 300 Metern überschritt ich den Punkt, wo ich beim letzten Versuch, noch recht fit, kehrt gemacht hatte. Eindeutig war aber für mich an diesem Tag: Die Streckenbedingungen waren inzwischen ganz erheblich schlechter als beim letzten Teilversuch und ich fühlte mich nach diesen 300 Metern bergauf schon alles andere als fit. Es lag mehr loses Geröll auf dem Weg, als je zuvor und besonders um die Entwässerungsrinnen herum war der Boden so ausgewaschen, dass ein Aufsetzen fast bei jedem Überqueren unvermeidlich war. Mit Schotter oder Kies aufgefüllte Schlaglöcher machten es auch nicht gerade leichter. 2011 hatte ich den Berg bis fast hierhin erheblich leichter bewältigt und folglich noch mehr Reserven für den Rest. Aber aufgeben? Nein!
Jetzt engten auch noch Dornenzweige den Weg ein, was die Wahl einer guten Ideallinie erschwerte. Gefühlt musste ich schon die Hälfte geschafft haben, weil der Anstieg jetzt auf 8 bis 9 % „abflachte“. Jetzt schien der Schotter sogar noch grober zu werden. Irgendwie erreichte ich das letzte Drittel des Hanges, den man sofort daran erkennt, dass er noch einmal kurz auf rund 12 % Steigung anzieht. Gefühlt schätzte ich die Belastungsdauer bereits auf 9 Minuten, meine erste Kalkulation war wohl zu optimistisch, aber einen Blick auf die Uhr konnte ich momentan nicht riskieren, der Rhythmus dürfte nicht gestört werden.
200 Meter vor ihrem Ende nimmt die Steigung wieder spürbar und sichtbar ab, um 50 Meter vor dem Ziel auf fast null zu verflachen. Die Belohnung des Aufstiegs sind die letzten 50 Meter auf wohltuenden griffigen Grobasphalt, die allerdings nochmal gut 15 % steil sind. Gestoppt wird die Uhr hier aber erst, wenn man den Gehweg an der Querstraße erreicht hat, also wenn es wirklich nicht mehr weiter geht. Und so war es dann auch: Puh, überlebt!
Mein Puls im Ziel: nur 176! Und die Zeit? 7 Minuten und 10 Sekunden! Schneller als unter eigentlich besser vermuteten Bedingungen geplant, das hätte ich nicht gedacht. Aber es waren die härtesten und längsten 7 Minuten meines sportlichen Lebens ohne genau sagen zu können, was exakt so anstrengend daran gewesen war. Es war wohl die Gesamtbelastung einschließlich der enormen Überhitzung des Körpers, die ich erst danach richtig spürte und im Hang durch die Konzentration auf das Fahren völlig ignoriert hatte. Mit diesem Leistungsaufwand wäre unter besseren Bedingungen sicher auch eine Zeit unter 6:30 drin, ein Bergspezialist müsste die 841 Meter sogar unter 6 Minuten bewältigen können. Er ist also bezwingbar, der „Mt. Everest für Arme“ (besser: für die Arme). Auf der Abfahrt schlotterten mir dann aber doch erheblich die Knie und mit der extra für diesen Zweck mitgeführten Trinkflasche, kühlte ich in der Abfahrt die Bremsen und die Hinterreifen etwa fünf mal mit einem satten Wasserstrahl.
Um eine umfangreiche Erfahrung aus diesen gerade einmal 7 Minuten ableiten zu können, möchte ich noch meine Beobachtungen der nachfolgenden zwei Tage, nach der Erstbezwingung ergänzen. Auch Stunden danach war meine Muskulatur noch spürbar ausgelutscht und ich hatte zum ersten mal nach einer Cross-Skating Belastung die Tendenz zu Muskelkrämpfen. Den Kreislauf hatte das ganze viel weniger beansprucht, als ich vorher vermutet hatte, der Puls beruhigte sich danach wieder sehr schnell. Aber an den zwei folgenden Tagen musste ich meine sportlichen Aktivitäten mehr zurückschrauben als nach Halbmarathon- oder Marathonwettkämpfen auf der Straße. Dies war eindeutig eine Höchstbelastung für den Körper, die aber mit keiner anderen sportlichen Belastung von ähnlicher Dauer vergleichbar war. Ich hatte vorher keinerlei Erfahrung oder Anhaltspunkte, wie die Höhe der Belastung dosiert oder eingeschätzt werden könnte. Somit war es für mich eine Erfahrung der ganz besonderen Art an die ich mich immer erinnern werde.
Manche reinen Zahlen klingen dabei viel nüchterner als die Realität im Hang. „Nur“ 80 Höhenmeter, verteilt auf rund 840 Meter Wegstrecke ergeben nur eine durchschnittliche Steigung von 9,5 %. Leicht? Nur in der Theorie! Doch wer es ausprobieren möchte, hier die Route.