Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Einmal um die Welt auf Cross-Skates
Es geht hier nicht um Extremsport, lediglich um einen längeren Erfahrungsbericht als Cross-Skating Sportler. In knapp 10 Jahren bin nun auf die Summe von 40.000 Kilometern Fahrstrecke auf Cross-Skates gekommen. In der Cross-Skater Szene haben sicher schon einige Sportler schon 50 oder 60.000 km auf Cross-Skates absolviert, ich möchte hier nur meine persönliche Erfahrung wiedergeben. 40.000 km reichen einmal um die Erde. So eine Tour in kurzer Zeit absolviert wäre wohl wirklich eine ungewöhnliche Leistung. Auf mehrere Jahre verteilt ist dies nicht außergewöhnlich, sondern lediglich ein Resultat des Trainings. Viele Marathonläufer trainieren in dieser Zeit mehr, aber ich bin mir sicher: Mir hat es weniger weh getan und mindestens ebenso viel gebracht.
Mit durchschnittlich 4200 km pro Jahr hat man nicht wirklich sehr viel Training geleistet, aber immerhin ein sehr effizientes Training absolviert. Der Zeitaufwand pro Tag betrug für mich im Durchschnitt nur rund 50 Minuten, damit würde ich kaum als hochmotivierter Hobbysportlern durchgehen, aber so gehöre doch wenigstens noch zu den gemäßigt Konsequenten unter den Cross-Skatern. In der Summe hat meine Trainingsform davon aber erheblich profitiert, denn ich habe noch den gleichen Körperfettanteil wie vor 25 Jahren, als ich im Triathlonsport noch Bestzeiten jagte und an diversen Meisterschaften teilnahm. Ein sportdiagnotischer Test dürfte keinen Leistungsrückgang seitdem ergeben und das, obwohl ich damals nicht nur erheblich jünger war, ich habe früher sogar fast die doppelte Zeit für mein sportliches Training aufgewendet. So gesehen waren die jährlichen gut 4000 km auf Cross-Skates besser investiert als in früheren Zeiten rund 3000 km Laufen, 8000 km Rad fahren und fast 400 km Schwimmen pro Jahr.
Außerdem sind mir als Triathlet auch noch Materialkosten, Eintrittgelder, Beiträge und Startgelder in einer Höhe von gut 1000 € jedes Jahr angefallen, bei den heutigen Preisen (inzwischen oft extrem unverschämte Startgelder) wäre es mehr als das Doppelte. Das könnte und möchte ich mir heute gar nicht mehr leisten. Jetzt gebe ich nur noch etwa 100 bis 300 Euro pro Jahr für mein Cross-Skating Hobby aus. Als Triathlet hatte ich auch oft noch erheblichen Reiseaufwand und auch Übernachtungskosten im Zusammenhang mit Wettkämpfen. Es fielen dadurch erhebliche trainingsfreie „Leerzeiten“ an, die ich investieren musste. So gesehen ist es ganz nett, dass die Cross-Skating Szene oft sehr regionale Veranstaltungen bietet und es ist auch recht praktisch, dass ich selbst in einer Hochburg des Cross-Skating Sports wohne. Doch ich möchte die „Reise um die Welt“ lieber von vorn beginnen…
Bevor es bei Kilometer Null losging, hatte in den Neuziger Jahren bereits einige tausend Kilometer auf selbst gebauten ähnlichen Sportgeräten zurückgelegt, war also nicht ganz unerfahren. Ich nannte sie „Ski-Skates“. Die Nordic-Skating Welle, bei der Inlineskater zusätzlich Skistöcke einsetzten, hatte damals, in der mittleren 90ern, noch nicht begonnen.
km Null: Der Start mit Cross-Skates war 2005 hoch motivierend. Endlich gab es die Luftreifen von denen ich für meine eigenen „Ski-Skates“ immer geträumt hatte und endlich gab es auch richtige und wirksame Bremsen an den Skates. Auch das erste Fahrgefühl war super, es fühlte sich alles stabil und sicher an. Das alles waren genügend Gründe für einen Schnellstart in dieser neuen Sportart.
Bis km 15: Zum Glück zeichnete ich meine Fortschritt auf den Cross-Skates von Anfang an auf und ich machte auch eines richtig, denn ich lies mich dabei von Anfang an beobachten. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit sich bei seinen ersten Schritten von einer ausbildeten Skilehrerin überprüfen zu lassen. Schnell wurde uns klar, dass ich einiges falsch machte, doch was genau, wurde erst nach einigen Analysen deutlicher. Diese Dinger mussten aber anders bewegt werden als Skier und auch anders als Inline-Skates, meine Vorkenntnisse auf den selbstgebauten Sportgeräten und auf Inlinern und Skiern waren also nur teilweise hilfreich, manchmal sogar hinderlich. Es musste ein grundsätzlich anderes Lehrkonzept her, das weder ein Abklatsch von Inliner-Kursen, noch des DSV-Ski-Lehrplanes sein durfte. Schon in den ersten zwei Übungseinheiten ergaben sich ganz spezielle Übungen für Cross-Skates. So vieles war deutlich anders, dass es für den Kopf fast anstrengender war, als für den Körper.
Bis km 50: Der Begriff Cross-Skate legte natürlich nahe, damit auch cross fahren zu können. Doch weit gefehlt, auch in einer dritten Übungseinheit war ich noch weit davon entfernt auf unebenem oder weichem Boden richtig skaten zu können. Also zurück auf die Straße und dort fleißig weiter üben. Nach rund 50 km Erfahrung versuchte ich dann einen Kilometer auf Zeit zu fahren. Zu meiner Ernüchterung war ich nicht schneller als beim schnellen Dauerlaufen und auch der Puls war nicht niedriger. Ob sich das noch verbessern würde?
Bis km 200: Aber ja! Recht schnell wurden Übungs- und Trainingseinheiten zwischen 8 und 15 km für mich „normal“. Das Durchschnittstempo stieg, ich fühlte mich zunehmend sicherer und entspannter. Schnell lernte ich auch, dass Billig-Skistöcke gar keine gute Wahl waren. Hier suchte ich nach der zweitbilligsten Lösung. Rückblickend würde ich behaupten, wer Cross-Skating keine 100 km durchgehalten hat, der hat es noch nicht wirklich ausprobiert.
Bis km 500: Eine gewisse Routine stellte sich schon nach knapp 500 km ein, gelegentlich standen Ausfahrten zwischen 20 und 25 km auf dem Plan. Je mehr stilistische Routine sich einstellte, desto mehr konnte ich mich auf den sportlichen Teil, nämlich das Verausgaben auf den Cross-Skates konzentrieren. Man lernt auch seine eigene Leistung etwas entschlossener einzusetzen und fährt dann auch längere Distanzen immer leichter mit höherer Belastung, also höherem Tempo. Jetzt wurde es aber umso wichtiger die technischen Übungen beizubehalten, damit ich nicht in das für Ausdauer-Sportler typische Verhalten verfalle, vor allem die Trainingsstrecken immer mehr zu verlängern und dadurch die Trainingsqualtiät zu vernachlässigen. Etwa um 500 km fühlte ich mich „crosstauglich“, was aber individuell sehr unterschiedlich sein dürfte. Mit den richtigen Anweisungen (die es damals noch nicht gab) könnte mancher talentierte Anfänger vielleicht schon nach wenigen Kilometern seine ersten kurzen Cross-Erfahrungen sammeln, viele wäre aber trotzdem gut beraten erst 300 bis 1000 km auf Asphalt zu üben, bevor es ernsthaft in den Wald geht. Vorher solle man längere Off-road-Ausflüge noch vermeiden, aber dafür auf betont kurzen Abschnitten das Crossfahren schon gezielt üben.
Bis km 1000: Auch Ausflüge auf härteren Waldwegen wurden jetzt für mich zunehmend zum Vergnügen. Das Durchschnittstempo auf Asphalt stieg von Anfangs 13 bis 14 km/h um weitere 2 km/h an. Mir wurde deutlich, dass das Timing der Bewegungen und die Führung der Cross-Skates und Stöcke, mitunter deutlich anders sein musste, als ich es in Skilehrbüchern beschrieben fand. Der erste optischen Eindruck hatte also nicht getäuscht: Cross-Skates sind keine Skier! So entstanden ganz neue Übungsreihen. Auch andere Fahrtechniken waren schnell möglich. Es begann eine spannende Experimentierphase, die eigentlich bis heute nicht geendet hat. Was die Stöcke betrifft, war die zweitbilligste Lösung kaum besser als die billigste. Ich kaufte ein drittes Mal und zwar Stöcke für rund 70 Euro, die passten dann schon besser. Diese 70 Euro waren dann langfristig doch günstiger, als meine beiden ersten Versuche mit Billig-Stöcken – aus Schaden wird man klug. Bei ersten Cross-Skate Treffs kamen in der Region schon einige Cross-Skater zusammen. Auch Modernen Biathlon betrieben wir in der Region schon ab dem Augenblick als wir Cross-Skates unter die Füße bekamen und stellten auch dabei fest: Cross-Skating als Laserbiathlon Variante ist in vielen Punkten anders als die Wintersportart Biathlon und lässt sich aus diesen Gründen ihm auch nicht annähern. Warum auch? So vieles war jetzt praktischer und kostengünstiger. Auch hier musste eine neue Betrachtungsweise und Weiterentwicklung von Biathlon-Lehrkonzepten stattfinden,.
Bis km 2000: Crossfahren ging schon recht gut und auch über längere Distanzen. Auch off-road ergaben sich spezielle Techniken, die sich wiederum von der Asphaltfahrtechnik unterschieden und die es so bisher noch gar nicht in anderen Sportarten gab. Es wurden daher auch neue Begrifflichkeiten nötig. Ich fand Gleichgesinnte Sportler in Wiesbaden, Mainz, Rüsselsheim und Darmstadt, die ähnliche Feststellungen wie ich gemacht hatten.
Bis km 3000: Die 2000 km-Marke war auf Cross-Skates mein erstes persönliches Limit, bevor ich selbst Kurse und Training gab. Es ging zunehmend leichter und das eigene Lernkonzept konnte bei meinen Klienten sehr gut umgesetzt werden. Mit gleichgesinnten Personaltrainiern und Sportlehrern tauschte ich mich über Lehrkonzepte aus und wir definieren 2006 in Mainz erste Lehrgrundlagen und spezifisches Fachvokabular wie auch die Sportart Cross-Skating selbst, die ja eindeutige Alleinstellungsmerkmale aufweist. Auch spezielle Cross-Skate-Techniken wurden in diese erste Datensammlung aufgenommen.
Bis km 5000: Ich war überrascht, wie viel sicherer man immer noch werden konnte und auch, dass sich das Tempo immer noch deutlich erhöhte. Aus heutiger Sicht würde ich die 4000- oder 5000 km-Marke als Grundqualifikation zur Lehrbefähigung voraussetzen, weil auch bei mir noch die ein oder andere Erkenntnis reifte, die ich mit der halben Erfahrung noch nicht hatte. Aus Skilehrbüchern zu zitieren oder die bildliche Vorstellung mit Begriffen von Inline- oder Skisport auf eine nicht ganz zutreffende Weise zu fixieren, das sah ich schon damals und betrachte es auch heute noch als Kardinalfehler. Noch bevor ich die 5000 km erreicht hatte, bin bei einem Halbwasa-Wettkampf (45 km) unter sehr schweren Cross-Bedingungen gestartet und habe ihn aber ganz gut überstanden. Auch einen Straßen-Marathon (42,2 km) absolvierte ich in 2:09 Stunden. Komischerweise ergaben sich bei mir noch selten Touren über mehr als 40 km, so dass ich kaum eigene Erfahrung über deutlich mehr als 50 km aufweisen konnte.
Bis km 10.000: Bis zu dieser Marke kann man schon ein beachtliches Leistungsniveau erreichen. Immerhin ist man bis dahin schon 2 bis 5 Jahre im Training. Das galt auch für mich: Für mich selbst waren nach diesen 10.000 km Bestzeiten von rund 27 Minuten über 10 km und etwa einer knappen Stunde über den Halbmarathon (21,1 km) möglich.
Bis km 20.000: Gezielt arbeite ich noch mehr an meiner Vielseitigkeit im Training. Manche Trainingsmethoden die in anderen Sportarten gängig waren, funktionierten beim Cross-Skating anders oder überhaupt nicht. Auch die Trainingsmethodik verläuft bei diesem Sport auf ganz eigenen Wegen. Nach 20.000 km absolvierte ich einen Halbmarathon in 56 Minuten. Ich hatte bis km 20.000 schon eine erhebliche Zahl an Cross-Skates mein Eigen genannt nämlich 13 oder 14 Paare, aber habe sie nicht in jedem Fall völlig verschlissen.
Bis km 30.000: Weiter ging es in Richtung Erweiterung der Fähigkeiten auf den Cross-Skates. Auch eine reine Cross-Tour mit knapp 70 km Länge und recht hohem Durchschnittstempo gehörte bald zu meinem Erfahrungsschatz, kurioserweise aber immer noch keine darüber hinaus gehenden Strecken. Vielleicht fürchtete ich eine leichte Enttäuschung, wie ich sie beim Triathlon erlebt hatte: Lang-Dsitanzen waren für mich nie ein Problem gewesen, besonders für sehr lange Wettkampf-Distanzen konnte ich mich gut motivieren. Doch der Aufwand und eine gewisse Langeweile unterwegs schreckten mich vielleicht noch ab. Und auch die ganz persönliche Frage, „Was soll das, wenn man auch mit weniger fit werden kann?“. Trotzdem zeigten sich die Cross-Skates immer deutlicher als Langstrecken-Sportgeräte, die dafür ziemlich schlechte Sprintqualitäten aufweisen. Ich kam zu der Überzeugung, das es viel schwieriger sei, seine 5 km Bestzeit in gleichen Maße zu verbessern als seine 40, 60, oder 100 km Bestzeit. Wettkämpfe und Biathlons über weniger als 10 km halte ich für relativ überflüssig, was die sportliche Aussagekraft betrifft.
Bis km 40.000: Auch die speziellen fortgeschrittenen Stilarten des Cross-Skatings, die Dreipunkttechniken, der Permanent-Schub, die Wippdruck-Techniken und der Triple-Push waren inzwischen für mich zur Routine geworden, aber es verstärkte sich bei mir dadurch die Erkenntnis, dass diese Sport auch nach sehr vielen Kilometern noch ständige Verbesserungsmöglichkeiten bietet. Trotzdem habe ich gleichzeitig auch die Erfahrung gemacht, dass sogar Anfänger sehr schnell mit diesen fortgeschrittenen Techniken vertraut gemacht werden können – je früher desto besser.
Mein vorläufiges Resumée nach der Strecke „einmal um den Planeten“: Man muss es tun um es zu lernen, man muss dabei bleiben, um möglichst viel davon zu haben, man sollte sich Aufgaben stellen um damit zu wachsen und man muss damit gewachsen sein, um es vermitteln zu können. Und das Wichtigste ist, niemals damit aufzuhören…