Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Der Jakobsweg auf Cross Rollern – Teil 2
Die Vorbereitung
Dezember 2012: Übers Jahr bin ich auf altersgerechte 83 Kilo angewachsen. Mittlerweile schließt der Gürtel im letzten Loch. Der Bauch ist nicht zu übersehen. Ich habe Rückenschmerzen und gelegentlich ein dumpfes Gefühl in der Lunge. Nach jedem Bier bekomme ich Sodbrennen. Ich esse Tag für Tag dasselbe: Fett, Zucker und andere Kohlenhydrate! Nach zwanzig Jahren Arbeit bin ich leer, ausgepumpt und feist. Gute Voraussetzungen für den baldigen Herzinfarkt.
Januar 2013: Erste Wanderung mit Horst. Über den Donnersberg. Ich stapfe durch den Winter und fühle mich schlaff und schrecklich. Nach acht Kilometern muss ich fast kotzen. Ich dachte ich sei noch jung und voller Kraft. Ich dachte das alles sei nur eine Episode im Leben und alles wird gut. Aber ich erkenne: Ich werde älter und mein Spiegelbild ist lange nicht mehr dasjenige aus früheren Tagen.
März/April 2013: Ab März laufen wir jedes Wochenende die große Runde. Nur langsam geht es besser mit den Füßen und dem Rücken. Mein rechtes Knie schmerzt dauerhaft. Irgendwann wiege ich 76 Kilo und werde zuversichtlich. Es folgt der Prolog am Rhein mit 42 Kilometern und den ersten Glücksgefühlen.
Mai 2013: Erste Etappe Jakobsweg. Ab Vezelay bis Nevers. Wir laufen uns alle Leiden aus dem Leib. Habe keinen Rücken mehr und das Knie bleibt stabil. Es wird leichter auf den Füßen und mit jedem Kilometer schwindet auch das seelische Gepäck. Die Welt duftet und ist bunt. Die Welt wird einfach. Langsames essen und genussvolles trinken. Und die Stimmen der Wälder sind die schönste Musik. Wir sind Pilger und werden es nun für immer sein – freundlich und einfach.
Juli 2013: Ich laufe einen sanften Weg entlang bis zur Quelle der Wieslauter. Mit meinen Nordic Walking Sticks bin ich schnell. Ich stemme die Stöcke in den Boden und schiebe mich voran. Die Arme schwingen im Takt. Die Kraft verdoppelt sich in den Beinen. Die Bewegungen werden rund und es fehlt nicht viel, dass ich mit den Sohlen gleiten möchte. Das Bild des kraftvollen Athleten, der in erhabener Eleganz durch den Winter segelt, erscheint vor mir und strahlt. Ich sollte die nächste Etappe Jakobsweg mit Rollen an den Füßen machen.
August 2013: Seit zwei Wochen bin ich jetzt Skater. Die ersten Schritte mache ich in einer Tiefgarage. Wegen dem Regen und wegen dem Belag. Ich stelle mich gar nicht schlecht an. Den Schlittschuhschritt kann ich bald. Ich stelle dauernd an der Bindung herum, um mein Gefühl auf den Rollen zu verbessern. Meine ersten Stöcke sind ausziehbare Wanderstöcke aus Alu. Sie sind viel zu schwer und viel zu kurz. Aber es geht trotzdem. Schließlich schlage ich das erste mal richtig hin. In meiner Begeisterung achte ich nicht auf die Grundregeln wie es im Buche steht. Ich will übersteigen, zack passiert!
Ich laufe jeden Tag! Zuerst drei, vier Kilometer dann zehn bis fünfzehn Kilometer am Abend. Doppelstock geht gut. Die 1-2 Technik auf links läuft auch fein. Es ist die normale vielgeübte natürliche Bewegung. Manchmal wanke ich und lerne so meine Kraft einzuschätzen. Jeden morgen bin ich überrascht wie schnell ich regeneriere. Ich arbeite mich in 1-2 auf rechts ein und bin überrascht wie wenig flexibel es geht. Und dann 1-1 ganz langsam, immer ein bißchen mehr bis es irgendwann funkt.
Meine Ausrüstung soll leicht sein. Bei der ersten Etappe im Mai hatte ich von allem drei Teile im Rucksack. Nach den ersten vier, fünf Tagen war jedoch klar, dass wir mehr als unbedingt nötig mit uns führten. Ich reduziere nun auf zwei Teile von jedem, was zwar ein tägliches Waschen und Sortieren nötig macht, aber ein gutes Kilo weniger bedeutet. Anderer Tand wie schweres Taschenmesser, großer Verbandskasten und den schweren Schlafsack lasse ich im Schrank liegen. Die Toilettenartikel werden auch radikal beschnitten. Nurmehr eine Zahnbürste nebst Paste in kleiner Tube, zwei Einwegrasierer sowie Duschgelkombi in kleiner Plastikflasche sind erlaubt. Fürs Sportgerät habe ich Werkzeug, zwei Ersatzschläuche und einen Mantel dabei. Mein Rucksack, eine Damenausführung von Vaude, fasst gerade 26 Liter. Insgesamt komme ich so auf rund 4 Kilo Grundausstattung. Wenn ich Nahrung und Wasser hinzurechne, werden es wohl 6 Kilo Gewicht auf dem Rücken. Das scheint mir erträglich.
Die Skates sind Skikes und die Stöcke aus Alu von KV+ 165 cm lang. Bei 175 cm Körpergröße im Moment die richtige Wahl. Das Material und gute Ratschläge hole ich mir bei Frank Röder in Büttelborn. Nach Recherchen im Internet, scheint mir Frank die einzig kompetente und für mich erreichbare Anlaufstelle zu sein. Da steckt viel Erfahrung hinter. Ich knipse mir die brauchbaren Tipps ab und versuche sie in den letzten Tagen vor der Abreise einzubauen. Um meine Technik zu verbessern, schaue ich mir regelmäßig die schönsten Beiträge auf YouTube an. Die von Nordicx sind sicherlich die Schönsten. Ich bin zwar weit entfernt von diesem kraftvollen und ästhetischen Schwung aber die Vorstellung so laufen zu können, motiviert mich ungemein.
In der Woche vor der Abreise will ich ruhen und keinen Sport machen. Mich hält es aber nicht auf der Couch. Ich spule mein Trainigspensum unbeirrt weiter. Schließlich stehe ich am Morgen des 8. September mit müden Knochen in Paris. Mir stecken sechs Wochen Training in den Gliedern. Wie unvernünftig kann man sein!?
Training: 6 Wochen tägliches Training. Zumeist auf dem Amiche Radweg in Rheinhessen oder auf der Polderlandschaft Mainz Laubenheim. Krafttraining bei Fit und Fun (Henry und Mike) in Wiesbaden Delkenheim. Ernährungstipps vom Horst!
Ausrüstung:
- 1 Rucksack Vaude Maremma 26
- 1 Schuhe Dunlop Grand Prix
- 1 Wanderhose Salewa
- 1 Sporthose Trigema
- 2 Unterwäsche Trigema
- 2 Paar Strümpfe
- 2 T Shirt Trigema
- 1 Hüttenschlafsack 300 gr
- 1 Handtuch Mikrofaser 40 × 60
- 1 Zahnbürste nebst Paste
- 1 Fl. Duschgel für Haut und Haar
- 1 Rei in der Tube
- 1 Fotoapparat billige Ausführung Aldi
- 1 Messer
- 1 10er Gabel/Ringschlüssel
- 1 8er Inbus
- 1 Pumpe
- 1 Mantelpaste
- 2 Schläuche
- 1 Mantel
- 1 Montiereisen klein aus Plastik
- 1 Schraubendreher Wechselklinge MB Bordwerkzeug
- 1 Diamantfeile
- 2 Satz Stockspitzen
- 1 Regencape gelb mit Micky Maus Aufdruck
- 1 Jacke Icepeak Softshell
- 1 Tagebuch und Zeichenzeug
- 1 Kompaß
- 2 Lesebrillen
- 1 Feuerzeug
- Und viel Lust und Laune zur Improvisation
Lesen Sie im 3. Teil, wie ich Land und Leute erlebt habe.