Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Der Jakobsweg auf Cross Rollern – Teil 1
…oder sechs Tage auf den Rollen. Der erste Tag.
Wir brausen durch die Nacht. Es fällt schwer zu schlafen im Reisebus. Neuzehn Euro kostet der Ritt mit der deutschen Touring von Frankfurt nach Paris. Der Bus ist nur zur Hälfte besetzt, trotzdem finde ich einfach nicht die richtige Haltung um einigermaßen zu ruhen. Ich bin froh als der Busfahrer ruft „Ende, alles aussteigen!“
Es ist noch dunkel in den Straßen von Paris. Die Luft ist warm und würzig. Alles deutet auf einen milden Spätsommer hin. Nachtschwärmer reiben sich die Augen und lächeln als ich mir die Skates unterschnalle. Ich rolle vom Gare des Routier Gallieni bis Gare de Bercy dem Sonnenaufgang entgegen. Fünf Kilometer skaten und das mit müden Knochen. Ich habs ja so gewollt. Immerhin, es geht nur bergab. In Bercy hüpfe ich frohgemut in den Zug nach Nevers, meiner letzten erreichten Station auf dem Jakobsweg und mein heutiger Startpunkt. Endlich döse ich ein wenig. Zwei Stunden ruhen vor der großen Fahrt. Dann der Schock in Nevers! Sonne zwar, aber nur 16 Grad. Es ist kalt. Ich eile zur Kathedrale um einen versprochenen Besuch bei diesem herrlichen Christus am Kreuze zu erledigen. Ich versuche in mich zu gehen. Wieder nur einfach und freundlich sein, fällt mir heute allerdings schwer. Eine Unruhe treibt mich. Ich muss los!
Am Brückenkopf schaue ich auf die Skates an meinem Füßen und schiebe los. Die Loire führt diesmal kein Hochwasser. Wirkt fast klein der Fluß, als wärs ein Rinnsal nur. Die ersten fünf Kilometer geht es über schlechte Beläge aus der Stadt heraus. Es beginnt leicht zu regnen. Nach weiteren fünf Kilometern die ersten Berge. Ich gerate ins schwitzen unter meiner Regenpellerine. Zu meiner Freude überhole ich drei deutsche Pilger aus Köln. Doch ein Gespräch kommt leider nicht in Gang. Die Jungs sind mürrisch. So kenne ich meine Landsleute. Triffst du im tiefsten Afrika allerhand Menschen, so sind die ängstlich Verzweifelten stets aus Deutschland. Manchmal muss ich darüber lachen.
Ich verfahre mich. Offensichtlich habe ich irgendwo die falsche Abfahrt genommen. Muss drei Kilometer retour fahren. Nun bin auf dieser Flachstrecke, die ich mir für die erste Etappe zurecht gelegt hatte. Nevers-Le Veurdre: 42 Kilometer. Das fahren ist öde und langweilig. Da lob ich mir den leichten Berg. Beim zwischenzeitlichen Versuch, die erste Pilgerherberge anzurufen, berichtet mir die automatische Ansage, dass die Nummer nicht mehr die richtige sei. Ich bekomme Beklemmungen. Wo schlafe ich heute Nacht.
Mein erstes Ziel, Le Veurdre, ist eine kleine Gemeinde mit ca. 400 Einwohnern an den Ufern der Allier. Dort wird es nichts weiter geben. In Frankreich liegen die Ortschaften nicht so eng zusammen wie bei uns. Ich muss also zusätzliche Kilometer einplanen sollten die Herbergseltern nicht Zuhause sein. Zwei Stunden Schlaf, wenig gegessen, kaum getrunken, Regen, Kälte, nasse Füße, wenig Akku im Handy, irgendwo im Nirgendwo und das in Frankreich an einem Sonntag. Wenn ich kein richtiger Pilger bin, wer dann!?
Unterwegs beschaue ich mir aufmerksam jede verfallene Behausung. Jede Feldscheune könnte mein Hotel für die Nacht sein. Jetzt fällt mir der Biwaksack ein, den ich nicht dabei habe. Und was ist mit dem Essen?
Der Regen lässt nach. Die Bewölkung lockert auf. Als ich die Allier erreiche bricht die Sonne durch. Wird jetzt alles gut? Mir tun die Knochen weh. Die Knie sind ganz kalt und meine Füße geschwollen von der ganzen Feuchtigkeit. Ich freue mich auf eine heiße Dusche und male mir das anschließende Abendessen schön.
Ich finde die Herberge recht schnell. Aber, oh weh, meine schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Mme F. ist nicht Zuhause. Es gibt keine Klingel an der Pforte und die Telefonnummer stimmt ja auch nicht mehr. Ich kann durch das Gittertor schauen. Da steht kein Auto und kein Hund bellt. Lebt die Dame noch oder ist sie für den Rest des Jahres an die Küste gefahren? Gehe ich auf Risiko und warte auf die Heimkunft von irgendwem oder fahre ich entgegen meiner Richtung in eine Ortschaft namens Marcingy und versuche dort mein Glück. Der Reiseführer nennt zwar auch eine Telefonnummer, aber was soll ich damit. Mein Handy hat schon seit Stunden keinen Saft mehr. Ich entscheide mich für Marcingny. Also 6 Kilometer Steigung nach Osten. Ich hebe an zu skaten und merke dass ich eigentlich gar keine Kraft mehr habe. Seis drum, ich muss ja. Immerhin bin ich auch in sportlichen Angelegenheiten unterwegs. Ich überquere die Allier ein zweites mal.
Da ist er nun der Berg den ich den ganzen Tag nicht hatte. Neue Straße, guter Belag, viel Verkehr. Ich halte mich immer links und weiche stets auf den Seitenstreifen aus sobald sich ein Fahrzeug nähert. In Zeitlupe schnaufe ich voran. Und dann bin ich endlich am Ziel. Die Herberge liegt direkt an der Straße. Ich klopfe und es wird mir aufgetan. Endlich in Sicherheit. Ich werde freundlich empfangen. Die ganze Herberge steht mir alleine zur Verfügung. Ich dusche heiß und lange. Das Essen ist toll. Frisches Gemüse aus dem Garten, bißchen Fisch, wenig Fleisch, Brombeerkuchen und alles mit Liebe bereitet. Ich bin im Himmel und die Wolke auf der ich Ruhe ist lang und breit und warm und sauber. Ich danke wem auch immer und bin zufrieden mit mir und der Welt.
1. Etappe: Nevers-Le Veurdre-Marcingny 47,2 km.
Lesen Sie im zweiten Teil [Bericht folgt noch] über meine Vorbereitungen und den ersten Härtetest.