Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Cross-Skating Deutschland-Tour – 4. Folge, Vulkanradweg III
Siehe auch 3. Folge Deutschland-Tour 2012
Ein Bericht von Gast-Autor Gerald aus Frankfurt
Nach Geralds drittem „Tanz auf dem Vulkan“, lässt sich die Deutschland-Tour nicht mehr in seinen 2012er Kalender quetschen, aber er verspricht uns das Projekt nur zu verschieben.
Am Mittwoch, 19. September 2012 im Vogelsberg…
Nachdem am letzten Samstag nicht Alles so glatt gelaufen ist und laut Wetterbericht der Mittwoch der letzte schöne Tag sein soll, nehme ich mir kurzer Hand vor den Vulkan noch mal unter die Rollen zu nehmen. Das Ziel die längste Distanz mit schnellster Durchschnittszeit spinnt durch meinen Kopf. Frank hat die Tage den
Pflock bei 100 km unter 6 Stunden in den Boden gerammt. Das sollte doch zu schaffen sein. Diesmal versuche ich die flache Anfahrt von Fulda über Schlitz – Lauterbach – Gedern – Altenstadt. Die Streckenlänge 117 km, bei den anvisierten 16,7 km/h sind das 7 Stunden Rollzeit. Mit Pausen sollte das das doch in 8 ½ Stunden zu schaffen sein.
Also um 7:50 Uhr verlasse ich das Haus und fahre mit der U4 zum Hauptbahnhof und die U-Bahn hat 5 Minuten Verspätung, Mist – sollte ich den ICE schon wieder verpassen? Diesmal lade ich das Bahnticket auf mein Mobiltelefon der Bahn-App sei Dank. Ich schaffe den Zug und die Türen gehen direkt hinter mir zu.
Fulda 9:45 Uhr, nach einem kurzen Fußmarsch durch die Innenstadt (echt schön und sehenswert) steige ich auf dem Hessen Radfernweg 2 ein. Ideales Wetter, die Sonne scheint, es ist absolut Windstill, was für eine super Entscheidung, dass ich den Tag freigenommen habe um meiner persönlichen Bestenliste neue Einträge zu verpassen. Was kann da schon schief gehen? Ein Irrtum wie sich schon nach wenigen Kilometern herausstellen wird. Bevor ich losfahre noch ein letzter Check, Luftdruck 8 bar – Schrauben alles sitzt schön fest. Meine Wetter App zeigt Sonne auf meinen Wegpunkten, super.
Zwischen Maberzell und Kämmerzell geht es einen kleinen Hügel hoch und wieder hinunter am Ende macht die Kurve zu und ich will etwas abbremsen, was ist das denn? Meine linke Bremse ist ohne Funktion also rechts rein ich schaffe das enge Eck gerade so. Halte an – ohne Nein! Eine der beiden Schrauben welche die
Bremsachse halten soll ist weg. Eine kurze Suche bleibt erfolglos.
Sollte es das nach nur 6 ½ Kilometern gewesen? Ich fass es nicht. Aber bei dem Ort Kämmerzell fällt mir ein dass der Schreiner der unseren Showroom baut von dort kommt und bei einem Gespräch hat er von dem genialen Metallbauer in seiner Nachbarschaft erzählt. Den gibt es wirklich wie ich nach ein paar Minuten Suche feststelle und der Mann (Herr Vogel der Eigentümer) hat Ahnung. Das ist ein Feingewinde befindet er – was zum Teufel ist das denn – und kommt tatsächlich wenige Minuten später mit einer Distanzhülle und Beilagscheiben wieder. Ratz Fatz schraubt er meine Bremse wieder zusammen. Es scheint nur ein paar Minuten gedauert zu haben und schon rolle ich wieder. Außer meinem Dank will er kein Geld von mir, er findet mein Vorhaben so schon irre genug und ist fasziniert dass man mit den Dingern mehr als 100 km am Tag fahren kann.
Auch von außen gibt Metallbau Vogel ein tolles Bild ab. Ich bin aus tiefstem Herzen dankbar und sprachlos, hat Herr Vogel durch seine Hilfe mir doch ein weiterfahren ermöglicht. Über den Vogelsberg und hinab mit nur einer Bremse, keine Chance ich bin ja kein Adrenalin-Junkie. Also weiter Richtung Schlitz und kurz vor Schlitz kommt plötzlich und vollkommen unerwartet starker Gegenwind auf, auch einige graue Wolken zeigen sich am bisher strahlend blauen Himmel, was soll das denn? Aber es ist warm und die Kilometer bis Angersbach laufen munter dahin, es geht durch Schiltz mit einem tollen Schloss und Bad Salzschlirff einer Kurstadt bei der die Zeit stehengeblieben scheint. In Angersbach nach knapp 2:20 h gönne ich mir ein Eis und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen, Perilli-Eis hat hier einen Verkaufsstand der mich zum kurzen Verweilen einlädt. Schnell noch einen halben Liter Cola Light
und weiter geht’s. Nach nur wenigen hundert Meter spüre ich erste Tropfen und tatsächlich schieben sich kurz vor Lauterbach dunkle Wolken vor die Sonne.
Nach 2:42 h sind 43,5 km geschafft also knapp die Marathondistanz mit einem 16,1er Schnitt ich liege knapp hinter meinem Zeitplan und die nächsten 30 km werden stetig bergan gehen. Ich freue mich schon auf Opa Theo und etwas Leckeres zu Essen bei Kilometer 67 und richte es so ein, dass meine Wasservorräte bis dahin reichen werden. Nach nur wenigen Kilometern hinter Lauterbach frischt der Wind auf, die Blätter fangen das Rauschen an und es fängt an wie aus Eimern zu schütten. Also rein in den Windbreaker und weiter geht’s – das Wasser spritzt mir die Beine hoch und ich bin froh, dass ich immer mit langen Hosen fahr. Jetzt sind die schattigen Wald-Durchfahrten mit Blättern auf dem Weg sind jetzt ganz schön anspruchsvoll. Nach einigen Kilometern hört der Regen auf und der Wind fegt die freien Stellen schnell wieder trocken, im Schatten allerdings bleibt es schlüpfrig.
Ich überlege mir noch kurz ob ich Reifen wechseln sollte, meiner Vorderräder haben bereits einige Hundert Kilometer runter und sind fast glatt. Sch… drauf
ich hänge eh schon hinter meinem Zeitplan zurück. Jetzt drücke ich richtig drauf es treibt mich nach Grebenhain-Crainfeld. Zwischendrin immer wieder mal ein Schluck Wasser aus der Pulle, Kurz vor meinem geplanten Stopp habe ich nur noch einen ¼ Liter, was soll’s gleich gibt es Essen und Trinken – ein Irrtum wie sich dann herausstellt.
Der Vogelsberger Hof in Crainfeld hat vom 18.9 – 21.9 wegen Urlaub geschlossen, so ein Mist aber jetzt nicht zu Ändern. Noch 6 km bis zum „Gipfel“ nach Hartmannshain auf 585 Höhenmeter. Nach 4:44 h und 73,2 km immerhin 15,4 km/h also einen ganzen Kilometer die Stunde schneller als am Samstag, gehe ich in der TSW Tankstelle im wahrsten Sinn des Wortes auftanken – zwei Liter Wasser werden gebunkert und ich hoffe die Werbeaussage „Mars macht mobil bei Arbeit Sport und Spiel“ stimmt. Auf der Bank vor der Tanke mache ich eine kurze Pause. Es sind noch 44 km nach Altenstadt meine Uhr zeigt 15:44 Uhr und mein Zug wird um 18:14 Uhr in Altenstadt abfahren. Wenn ich einen kleinen Puffer mit einrechne, würde ich eine 18,8 er Schnitt benötigen. Also mal sehen, bis Stockheim sind es 34 km und dort fährt der Zug um 17:58 Uhr, das schaff ich sicher. Puh, die ersten Meter wieder auf meinen Cross-Skates fühlen sich seltsam an, was ist denn nur los? Da fällt es mir auf ich friere. Bis Gedern geht es die nächsten Kilometer fast nur durch den Wald und es bläst immer noch eine steife Brise.
Ich fahre mit gebremsten Schaum denn die Waldstücke sind laubbedeckt und immer noch recht nass, es zischt und knistert – in Gedern nach 5:26 h und 87,6 km habe ich meinen Schnitt auf 16,1 km/h hoch geschraubt, da geht noch was jetzt ist es fast topfeben bis Ortenberg. Die 100 Kilometermarke wird in Ortenberg fallen und bis dahin muss ich einen 16,7 er Schnitt haben, ich höre die Stimmer meines Fitness-Trainers Christian komm‘ auf streng Dich an und die Stimme von Udo Bölts als er seinerzeit Jan Ulrich im Berg anschrie „Quäl Dich Du Sau“ ich quäle mich und schiebe was das Zeug hält, irgendwie sind mir die vielen Querungen wo der Radweg Straßen kreuzt vorher noch nie so aufgefallen, immer wieder muss ich abbremsen und stehen bleiben, die Sekunden verrinnen und das Tempoaufnehmen nach dem die Straßen überquert worden sind fällt mir Mal um Mal schwerer.
Verdammt, in Lißberg am Sportplatz verhakt sich ein Ast in der Vordergabel und zwingt mich zum Anhalten, raus mit dem Ast ein kurzer Schluck aus der Wasserflasche – deren Inhalt sich auch schon wieder bedenklich dem Ende zuneigt – ein kurzer Blick auf die Uhr 5:57:44 h bei 98,46 gefahrenen Kilometer, das wird nichts mehr die Schallmauer von 100 Kilometer unter 6 Stunden wird heute von mir (noch) nicht geknackt. Kurzzeitig bin ich doch ein wenig enttäuscht und roll die letzten Kilometer bis Stockheim locker vor mich hin.
107,2 km in 6:27;21 h davon 6:16:26 h in Bewegung – Hurra ich steh vor dem Bahnhof in Stockheim, immerhin habe ich meine persönlichen Bestmarken verbessert, was war das für ein Gegenwind und dann noch der regen, die Geschichte mit der Bremse nicht zu vergessen, ach ja der Schnürsenkel ist mir auch noch gerissen. Auch wenn sich das jetzt Alles nach Ausrede anhört, ich bin stolz wie Oskar. Noch vor 2 Jahren fast auf den Tag genau bin ich durch den Flughafen Detroit gerannt und nach wenigen hundert Metern habe ich gekeucht wie eine Dampflokomotive, Minuten später habe ich noch aus sämtlichen Poren getrieft. Im Spiegelbild der Flughafenfenster habe ich eine kleinen übergewichtigen und unsportlichen Mann mittleren Alters gesehen und jetzt? Ja, ich gebe es zu ich platze vor Stolz! Auch wenn ich die gesetzten Ziele nicht ganz erreicht habe.
Meine Fortbewegungsmittel: PowerSlide XC Path 2.0 mit 2 x RoadStar auf der Hinterachse und 2 x CST vorne. Zu meiner Basisausrüstung zählen 2 Liter Wasser, 2 Ersatzräder auf Felge, 1 Verbandskasten, 2 Griffschlaufen für meine KV+ Viking Stöcke, immer ein Helm natürlich, 1 Paar Turnschuhe und ein Satz trockener Kleidung sowie ein Windbreaker. Sämtlicher „Ballast“ kommt in einen Rucksack. Ich fahre immer mit einer langen Mammut Pulse Pant.
Meine großen Motivatoren für diese Fahrt waren Frank – ja auch ich kann mir in der Zwischenzeit vorstellen, dass man bei Idealbedingungen die 100 Kilometer unter 6 Stunden schaffen kann, ob ich das sein werde? Wer weiß. Christian Künnemann, dem es gelungen ist aus dem vorher zitiertem „kleinen übergewichtigen und unsportlichen Mann mittleren Alters“ einen ordentlich trainierten, idealgewichtigen Breitensportler zu formen und wie immer meine Frau, die an mich und meine Leistungsfähigkeit glaubt.
Auf den Bildern noch einige Impressionen: Ich vor dem Bahnhof Stockheim, ja da war mir dann auch wieder warm. 306 m ü. NN in Lauterbach, da lacht die Sonne noch. Und meine treuen „Weggefährten“.
Weiter geht es mit der 5. Folge der Artieklreihe zur Cross-Skating Deutschlandtour