Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Cross-Skater des Jahres 2014
Zum ersten Mal möchte das Cross-Skating Magazin den Cross-Skater des Jahres ehren. Der Sport ist ja keine reine Materialschlacht und wird erst durch die Menschen, die ihn betreiben lebendig. Cross-Skaterin oder Cross-Skater des Jahres soll daher jedes Jahr werden, wer den Sport vorbildlich repräsentiert oder sich sehr für ihn engagiert, ein gutes Vorbild ist oder eine herausragende Leistung im Cross-Skating Sport erbracht hat. Die Betonung liegt auf „oder“, es können also Breitensportler ebenso wie Leistungssportler geehrt werden. Auf Grund der relativ kurzen Vorlaufzeit erreichten uns nur sechs Vorschläge, von denen wir jeden einzelnen sehr gut nachvollziehen konnten. Eine Nominierung hat aber ganz besonders heraus geragt und zur diesjährigen Ehrung geführt. Ab sofort nimmt die Redaktion Nominierungen für 2015 an.
Jörg Schmiel hat den Cross-Skatng Sport begeistert angenommen und vor allem ebenso begeistert weiter geführt. Das Besondere an seiner Situation ist, dass er nur über ein sehr geringes Restsehvermögen verfügt, mit dem sich die meisten von uns kaum ins Freie wagen würden. Jörg ist aber mit seinen Cross-Skates inzwischen auf recht weiten Touren unterwegs und lässt sich von seiner Sehkraft nicht davon abhalten. Es motiviert in sogar trotzdem draußen aktiv zu sein. Kaum jemand hat so schnell in dieser Sportart Fuß gefasst wie Jörg. Und genau dies ist der Grund, weshalb die Redaktion sogar Einstimmung für Jörg als Cross-Skater des Jahres gestimmt hat. Er ist ein außergewöhnliches Vorbild für uns hat uns alle zu einer anderen Wahrnehmungsweise unseres geliebten Sports gebracht. Jörg hat bereits für unser Magazin den Artikel 283 geschrieben. Um ihn hier noch nährer vorzustellen, habe ich ein kleines Interview mit ihm gemacht.
Wie bist du auf die Idee gekommen Cross-Skating zu betreiben?
Schon vor Jahren bin ich auf der suche nach Qutdoor-Sportarten, die ich als schwerst Sehbehinderter ausüben könnte, zunächst auf den Begriff „Skikes“ gestoßen, bin da aber nicht hängengeblieben und so geriet es wieder in Vergessenheit.
Nachdem ich im Sommer diesen Jahres mal wieder etwas mehr für meine Fitness tun wollte, habe ich begonnen wieder intensiver zu Joggen – wobei ich nicht wirklich gerne jogge -. Nach ca. 1,5 Wochen bekam ich aber wieder einmal heftige Probleme mit meinen Knien und so musste ich das Ganze unterbrechen..
Dann suchte ich im Internet nach alternativen Sportarten, die gelenkschonend ausgeführt werden könnne, sich als Ausdauersportart eignen und die ich als fast Blinder evtl. noch ausführen kann. So bin ich erneut auf das Cross-Skating gestoßen und hier habe ich mich ja ausführlich im cross-Skate Shop und im Cross Skate Magazin informieren können. Das ging dann alles sehr schnell und innerhalb einer Woche brachte mir der Postbote das ersehnte Paket vom Cross-Skate-Shop.
Hat es in diener Umgebung kritische Stimmen gegeben, die möglicherweise Bedenken geäußert haben, dass du Cross-Skating betreibst?
Nun ja, erst einmal habe ich mein Vorhaben mit Cross-Skating zu beginnen nicht an die große Glocke gehängt. Mich persönlich hat niemand angesprochen, ob ich denn verrückt wäre, als fast blinder Cross-Skaten zu betreiben und dass es doch viel zu gefährlich sei. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass es hier bestimmt viele kritische Stimmen in meiner Umgebung gibt, allerdings ist es auch so, dass sehr viele Menschen recht große Hemmungen haben überhaupt Behinderte Personen direkt anzusprechen und dann evtl. auch noch hinsichtlich Ihres Verhaltens zu kritisieren.
Letztendlich kann aber auch wirklich niemand richtig nachvollziehen welche Risiken ich für mich und andere eingehe, da niemand außer ich selber meine Behinderung richtig beurteilen kann. Natürlich mache ich mir auch immer wieder viele Gedanken, ob ich beim Skaten zu viel Risiko gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern eingehe und ich versuche dies soweit wie möglich durch angepaste Fahrweise, Fahrten auf wenig genutzen Straßen und Wegen und zu Uhrzeiten zu denen wenig Verkehr ist zu minimieren. Weiterhin versuche ich mich gut zu kennzeichnen und bin immer mit dem entsprechenden Schwerbehindertenzeichen gekennzeichnet. Nur ist dies im Gehirn der meisten Verkehrtsteilnehmer nicht so recht verankert, bzw. die meisten Menschen können den Widerspruch von einem sich auf Cross-Skates fortbewegenden Menschen mit Sehbehinderten-Kennzeichung scheinbar nicht schnell genug auswerten. Nur ein einziges mal kam mir bisher eine Truppe von Radfahrern entgegen, wo der leitende Fahrer laut und deutlich seine ganz Truppe mit den Worten „Achtung – sehbehinderter Skater“ aufmerksam machte. Ich bedankte mich spontan . Natürlich kann es auch sein, dass die Truppe mich einfach schon kannte, aber wie auch immer, eine hervorragende Reaktion, die man so nur selten erlebt.
Eines ist mir aber auch klar geworden: Ich denke , dass ich deutlich weniger Verkehrsteilnehmer gefährde als ich selbst oder durch andere gefährdet bin. Insbesondere Autofahrer und Rennrad oder Mountainbikefahrer reduzieren Ihr Tempo selten und halten oft sehr wenig Abstand beim Überholen.
Wie sind deine Erfahrung in der Öffentlichkeit? Wie reagieren die Leute, denen du begegnest?
Einges dazu habe ich ja schon beantwortet. Meist habe ich das Gefühl, die meisten Leute denen ich begegne, registrieren überhaupt nicht richtig, dass ich schwer sehbehindert bin und ich denke, man merkt es ja auch kaum, denn ich bewege mich nicht unsicher oder besonders übervorsichtig. Das sind allerdings auch mehr oder minder meine Vermutungen, denn es spricht mich kaum jemand wirklich direkt an und bisher ist es auch bei Gesprächen noch nie dazu gekommen, dass mich die Leute gefagt haben, wie ich das überhaupt mache. Ich denke da besteht einfach eine natürliche Hemmschwelle. Das ist aber auch nicht viel anders als wenn ich mich mit Blindenstock im Straßenverkehr bewege. Viele leute wissen überhaupt nicht, was ein Blindenstock ist, weichen nicht aus und können sich auch nicht darin hineinversetzen, wie man sich als Blinder im Straßenverkehr fortbewegen kann. Außerdem meinen die meisten Menschen es gibt Leute die sind blind – sehen nur schwarz oder hell dunkel – oder können eben sehen. Alles dazwischen – und da bewege ich mich – ist einfach nicht vorstellbar.
Wie motivierst du dich zum Cross-Skating?
Bisher musste ich das eigentlich nicht, denn es macht mir einfach in erster Linie Spaß mich an der frischen Luft aufzuhalten und dabei sportlich zu betätigen. Insbesondere gegenüber dem Joggen – was ich langweilig finde – reizt es mich beim Cross-Skaten besonders, dass ich immer hoch konzentriert fahren muss, um halbwegs sicher meine Runden drehen zu können. Außerdem hat sich klar gezeigt, das mein Sehrest sich beim Skaten und auch noch eine Weile danach für mich teils drastisch verbessert. Dies motiviert natürlich von ganz alleine.
Was mich auch motiviert hat, war besonders als ich damit begonnen habe neue Routen mit einer neuen guten Navigations App auf meinem Iphone zu erschließen und das erste mal meine Tochter per Cross-Skates aus dem 35 km entfernten Internat abgeholt habe. Damit habe ich deutlich an Mobilität gewonnen und freue mich immer wieder neue Wege und Routen zu finden.
Was wünschst du dir von der Cross-Skating Szene?
Bisher bewege ich mich ja eigentlich kaum in der Szene, da ich ziemlich auf dem Land lebe und hier in der Nähe wohl auch kaum oder gar keine Cross-Skater zu finden sind. (Anmerkung der Redaktion: Es geht um den Raum Oelde, zwischen Hamm und Gütersloh) Natürlich würde ich auch immer mal gerne an der einen oder anderen Veranstaltung oder so teilnehmen, aber dies ist für mich doch mit einem sehr großen Aufwand in fremder Umgebung verbunden und so bin ich noch nicht besonders mit der Szene vertraut. Ich würde mir wünschen, dass es mehr regelmäßige Treffs gerade in meiner Umgebung gibt. Auch wäre es super, wenn es noch ein besseres System für spezielle Cross-Skate Routen – Empfehlungen von Cross-Skatern für Cross-Skater – geben würde. Ich denke hier wäre die App Kommoot für Iphone eine perfekte Basis, denn hier kann jeder seinr Routen veröffentlichen und dies auch dem Cross-Skaten zuweisen. Diese Routen kann dann jeder auch nachfahren.
Außerdem würde ich mir von den Herstellern der Skates noch mehr Innovationskraft wünschen und eine enge Zusammenarbeit mit der Szene oder besonders engangierten und erfahrenen Cross-Skatern, denn hier ist noch deutlich Verbesserungspotential vorhanden.
Auch wäre ich sehr daran interessiert einmal mehrtägige Touren mit anderen Skatern zu unternehmen – nicht unbedingt um Rekorde zu brechen – sondern einfach mit viel Spaß neue Landschaften zu erkunden.
Was würdest du Cross-Skating Anfängern raten?
Auch wenn ich das nicht gemacht habe, weil es für mich einfach sehr aufwendig gewesen wäre, rate ich jedem einen Anfängerkurs zu machen, um gleich am Anfang Fehler zu vermeiden , dann ist der Einstieg noch einfacher und man kann gleich einmal Kontakte mit anderen Anfängern schließen und hat somit auch immer mal einen Ansprechpartner wenn man Probleme hat.
Des weiteren würde ich jedem raten sich ausgiebig über die verschiedenen Skates zu informieren und ich persönlich würde immer auf wirklich hochwertige Skates setzen, denn es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man sich auf das Material verlassen kann und nicht bei jeder Tour mit einem platten Reifen oder anderen Dingen rechnen muss. Hier würde ich eher etwas mehr Geld in die Hand nehmen als mit dem preiswertesten Skates zu beginnen. Letztendlich rechnet sich dies sicherlich bei all jenen Skatern, die auch dabei bleiben und nicht gleich wieder die Skates nach einem halben Jahr im Keller verschwinden lassen. Man sollte sich als Anfänger kleinere Ziele setzen und dies konsequent verfolgen, um gerade am Anfang schnelle Fortschritte zu machen. Dies erfordert natürlich auch etwas Zeit und die sollte man einplanen. Ich würde mal so schätzen, dass man erst nach so ca. 500 km recht entspannt fahren kann und sich je nach Trainingsaufwand auch die Muskelgruppen an die meist neuen Bewegungsabläufe gewöhnt haben … man merkt die Fortschritte recht schnell, wenn man regelmäßig trainiert und nicht wochenlange Pausen einbaut.
Gerade zu Anfang ist es auch wichtig, sich einige Gedanken über Strecken und Wege zu machen. Es macht wenig Sinn direkt im Cross-Bereich einzusteigen – nur weil man sich auf Cross-Skates bewegt. Dies führt sonst schnell zur Frustration und man wird schnell geneigt sein, die Cross-Skates an den Nagel zu hängen. Auch sollte man Strecken bevorzugen, die wenig von anderen Verkehrsteilnehmern befahren sind, um sich gerade am Anfang mehr auf die Technik konzentrieren zu können. Gerade am Anfang ist es extrem wichtig, Bremsen und Ausweichen ausreichend und auf verschiedenen Belägen und bei unterschiedlichen Wittereungsbedingungen zu üben. Nicht zu vergessen ist auch auf jeden Fall eine volle Schutzausrüstung zu Tragen. Dazu gehört für mich Helm, Knie und Ellenbogenschützer, Handschuhe (Leder), Schutzbrille und evtl. auch eine Protektorhose. Das schützt im Normalfall vor Verletzungen, die sich sicherlich keiner wünscht..
Vielen Dank, Jörg, für das Interview.