Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Trainingslehre des Cross-Skating, Teil 1
Generelle Problematik
Am Anfang gleich die Entschuldigung, dass ich weiter ausholen muss und das Thema sehr kritisch und auch selbstkritisch angehen muss. Die Trainingslehre ist mehr als ein Steckenpferd vom mir, denn ich habe rund zwei Jahrzehnte als professioneller Trainer im Ausdauersport gearbeitet. Beim Cross-Skating stellte sich mir schon in den Pionierjahren des Sports die Frage nach einem sinnvollen Trainingsaufbau, eine Frage die aber offenbar sonst sehr selten gestellt wurde und wird. Das reine Abkupfern der Trainingslehre von anderen Sportarten oder die simple Anwendung der allgemeinen Trainingslehre, wie es ansatzweise an anderen Stellen vermittelt wurde, das konnte es nicht sein, da dieser Sport einige verblüffenden und beeindruckende Eigenschaften aufweist, die in einer spezifischen Trainingslehre unbedingt berücksichtigt werden müssen. Trotz einiger Trainingsprojekte die ich im Cross-Skating Sport durchgeführt habe, gilt es in der Praxis noch vieles zu überprüfen.
Trainingslehre klingt nach einem Schulfach und Sportwissenschaft nach einer exakten Lehre. Obwohl dieser Eindruck manchmal aufrecht erhalten wird, ist es nicht in allen Punkten so. Wir betreten im Cross-Skating Sport immer noch deutlich unbekannteres Neuland, als die allgemeine moderne Trainingslehre, die immer noch in kurzen Abständen korrigiert werden muss. Vieles können wir noch gar nicht über den Cross-Skating Sport wissen, weil bisher viel zu wenig untersucht und dokumentiert wurde. Meist herrscht die Annahme vor, dass in dieser Sportart vieles sei wie in anderen Sportarten, ganz Selbstbewusste vermitteln sogar den Eindruck, man könne alles Notwendige aus anderen Sportarten ableiten.
Seriöse und selbst aktive Cross-Skating Trainer stellen nach einiger praktischer Erfahrung fest, dass der Cross-Skating Sport einigen Glaubenssätzen der Trainingslehre zu widersprechen scheint. Natürlich gibt es auch viele Übereinstimmungen, doch gerade in wichtigen Punkten, die in anderen Sportarten sehr kontrovers diskutiert werden, kann man im Cross-Skating Sport bisher nur vermuten oder nur noch staunen. Die Praktiker wissen also sehr schnell, dass sie (fast) nichts wissen. Zumindest in Bezug auf diese Sportart.
Grundsätzliche Glaubenssätze der Trainingslehre
Mit den Begriff „Glaubenssatz“ könnte mir ein gewisser Sarkasmus unterstellt werden, doch wenn wir versuchen allgemeine trainingswissenschaftliche Regeln auf Cross-Skating anzuwenden, können wir momentan nur glauben oder nicht glauben, dass sie auf unseren Sport ebenfalls zutreffen. Ich konnte keinen Anhaltspunkt finden, der irgend welche Fakten über die Trainingslehre des Cross-Skating Sports sicher belegt, weder in fremden Quellen, noch in den Aufzeichnungen meiner eigenen Projekte, die ich seit 2005 zum Thema Cross-Skating durchgeführt habe. Dennoch scheinen meine zwangsweise nur an wenigen Versuchspersonen durchgeführten Projekte zum Thema Cross-Skating und Moderner Biathlon, die einzigen zu sein, die bis dato stattgefunden haben. Umfragen nach Fremderkenntnissen bleiben unbeantwortet. Trotzdem scheinen einige etwas zu wissen (behaupten sie), das aber nirgends belegbar ermittelt oder bewiesen wurde. Ich kann mich also nur auf das berufen, was ich selbst bisher getan habe und auf weitere, oft mündlich überlieferte, Erfahrungen anderer Cross-Skater. Diese Projekte wären grob aufgelistet…
a) 1994 bis 1996 Alternatives Sportgerät zum Ski-Skating (eine „Bastelstudie für ein „Nordic-Skating Sportgerät, aber diese Sportart war damals noch nicht erfunden)
b) ab 2005 Unterschiede in der Bewegungstechnik zwischen Cross-Skating und Skilanglauf-Skating
c) 2005 bis 2006 „Light-Biathlon„-Projekt, ab 2006 Moderner Biathlon
d) 2006 bis 2007 Durchführung von Conconi-Tests, Blutzuckermessungen und Blut-Milchsäuremessungen bei Cross-Skatern
e) 2006 Beobachtung und Messung von Leistungsparametern (Puls, Ergometer, Lactat…) bei Cross-Skatern mit dem Versuch einer Interpretation
f) 2007 Entwicklung spezifischer Fortbewegungsstile auf Cross-Skates
g) 2007 Erstes Trainingsprojekt „Cross-Halb-Wasa“
h) 2007 Moderner Biathlon II, Ausbau spezieller Didaktik und Trainingsmethodik (basierend u.a. auf Projekt c)
i) 2007 Schulprojekt Cross-Skating
j) 2007 Einfluss der Radlastverteilung bei Cross-Skates auf die Geschwindigkeit bei verschiedenen Streckenbedingungen und technische Umsetzung (stilistisch und fahrzeugtechnisch)
k) 2007 bis 2008 Messung der Effizienz verschiedener Cross-Skating Stile und Leistungsinterpolationen
l) 2007 bis 2008 erster Versuch eines Projektes Traininigsergänzung für Triathleten, zu früh eingestellt wegen Inkonsequenz der Testperson (Profi!)
m) 2008 zweiter Versuch des Projektes Traininigsergänzung für Triathleten, diesmal mit Amateuren – erfolgreich!
n) ab 2008 Versuch der Trainingsteuerung über die Bestimmung von (Puls-)Belastungszonen, Ergebnisse konnten zwar logisch „gedeutet“, aber nicht belegt werden
o) 2009 Verifizierungsversuch der Trainingsteuerung in Cross-Skating Trainingslagern
p) 2009 Interpretationsversuch von Messergebnissen an Cross-Skatern mit signifikanter Abweichung von sportmedizinischen Prognosen
q) 2010 bis 2011 Anwendung der Trainingssteuerung in Cross-Skating Trainingslagern (Verbindung von n und p)
r) 2008 bis 2009 Ergonomische Anpassung von Cross-Skates an die besonderen Anforderungen dieser Sportart
s) 2010 Projekt Tri+X-Coaching – mit Cross-Skating als Powerspritze fürTriathlon Höchstleistungen
t) 2010 Ergonomische Anpassung von Cross-Skates II an die besonderen Anforderungen dieser Sportart
u) 2010 Weiterentwicklung Trainingsmethoden für den Modernen Biathlon (III)
v) 2011 bis 2012 Weiterentwicklung von Bewegungs- und Videoanalysen im Cross-Skating Sport
Diese Beobachtungen und Untersuchungen reichen bei Weitem noch nicht aus schlüssige Ergebnisse zu interpretieren. Nicht alle Projekte haben sich gleich stark mit der Trainingslehre befasst.
Warum Cross-Skating „anders“ ist
Was hier aber ganz klar dargestellt werden kann und darf sind die Abweichungen von den zu erwartenden Ergebnissen. Grundsätze und Grundbegriffe der Trainingslehre haben selbstverständlich Bestand.
Training bleibt nach wie vor eine körperliche Aktivität zur (relativen) Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit (z.B. Tempoerhöhung durch Training, Verbesserung der Kraftausdauer usw.). Im Seniorensport sollte statt Verbesserung das Wort Erhalt eingesetzt werden.
Üben bleibt natürlich der Vorgang der zum Verbessern von Fertigkeiten führen soll (z.B. erlernen eines neuen Fortbewegungs-Stils)
Belastung ist eine technische messbare Größe (z.B. 200 Watt Leistung). Leider sind genaue Leistungsmessungen nur an festen Geräten möglich, nicht auf Cross-Skates.
Beanspruchung ist die Art und Weise wie ein System (in diesem Fall der Körper) eine bestimmte Belastung umsetzt (z.B. Überbeanspruchung durch zu hohe Belastung).
Ausdauer ist die Fähigkeit eine Leistung über längere Zeit aufrecht zu erhalten.
Darüber hinaus reihen sich noch sehr viele Fachvokabeln und Definitionen der Sportwissenschaft und Sportmedizin hinten an, die ein Sportstudent mitunter erst erlernen muss bevor sie/er sich durch die Fachliteratur arbeitet. Inzwischen ist diese Fachsprache aber auch durch den Freizeitsport recht verbreitet und wird häufig, aber leider nicht immer, richtig und meist sinnvoll angewendet. Leider aber auch oft nur vordergründig angewendet für Fachgeschwafel, das durch die Verwendung solcher Begriffe und gern auch wesentlich geschwollener Vokabeln nicht besser wird, weil es in diesen speziellen Fällen nur vom fehlenden Inhalt ablenkt. Viele Sportler, Trainer und Sportstudenten bewegen sich recht sicher in dieser „Sprache“ in der viele weitere Begriffe von rund 50 bis 100 Grundbegriffen abgeleitet sind. Durch die Zusammenhänge und gegenseitige Abhängigkeiten (Wirkungsweise) dieser Grundlagen ergibt sich eine recht schöne Logik, die auch von vielen Sportlern sehr präzise erfasst wird, die noch nie im Leben einen Hörsal betreten haben.
Die innere Logik der Trainingslehre hat beinahe etwas Intuitives. Leider wurde durch die kommerziellen Zweige der Fitness-Bewegung einiger Humbug verbreitet. Es sind Überinterpretationen oder auch spektakuläre Auslegungen der Trainingslehre oder einzelner Untersuchungen die angeblich auf trainingswissenschaftlicher Basis bewiesen sein sollen. Dies diente entweder den Verkauf von Produkten (Geräte, Wunderpillen usw.) oder dem Anschub bestimmter Wellen und Trendsportarten – Fitnesstrends wie Power-Yoga, Action Thai-Chi (spitz definiert), aber eben auch Nordic Walking und Nordic-was-auch-immer. Wichtig für die Autonomie unseres Sports und damit wir selbst nicht in die Reihe von willenlosen Trendfolgern gestellt werden, ist eine eigene belegte (!) Trainingslehre. Wie schon gesagt, viele Grundsätze der Trainingslehre bleiben gültig. Die Abweichungen zur Trainingslehre und der Einstieg in die praktische Anwendung der speziellen Trainingslehre des Cross-Skating werden dann im zweiten Teil erläutert.
Fortsetzung in Teil 2