Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
1. Halb-Wasa-Touristik im Rhein-Main-Gebiet
Der „längste Tag“ war dann am Ende doch etwas länger als gedacht. Nicht ganz so aufwändig wie die Skandinavier feiern wir in Groß-Gerau, fast schon traditionell, die Sommersonnenwende am 21. Juni immer mit einem kleinen sportlichen Höhepunkt, meist einer Cross-Skate Tour zwischen 30 und 45 km Länge. In diesem Jahr feierten wir ganz unspektakulär damit schon das zehnte Jahresjubiläum dieser Idee. Eine gewisse sportliche Herausforderung sollte es wieder einmal werden, aber auch nichts Übertriebenes.
Wir haben die diesjährige Tour daher, ganz entspannt, als Cross-Skating Toursitikfahrt (CSTF) ausgeschrieben. In diesem Jahr dachten wir, eine „leichte“ Halb-Wasa-Tour über 45 km sei das Richtige. Da im südlichen Rhein-Main-Gebiet fast die Hälfte aller Wege auch mit Cross-Skates befahrbar sind, war es grundsätzlich leicht eine Route zu finden. Etwas schwieriger sei es , dachten wir, in der flachen Gegend eine durchgängig spannende Route zu planen, doch diese Sorge war unnötig, wie sich herausstellte.
Los ging es um 14 Uhr direkt nach Feierabend am Cross-Skate-Shop in Groß-Gerau. Um die Schönheiten der Region zu zeigen, war der Auftakt der Tour eine kurze Schleife durch die angrenzende Fasanerie, einem kleinen, aber feinen Cross-Skating Park. Dort bekamen die Teilnehmer dann auch schon 15 Weißstörche zu Gesicht und unterwegs auf dem Rest der Tour dann nochmals mindestens eben so viele. Etwas verwinkelt, aber abwechslungsreich führte die Route dann weiter bis nach Nauheim. Auf den kürzesten Weg mussten wir ja nicht achten, möglichst viel sehen wollten wir und dabei auch noch die 45 km zusammen bekommen. Und so war es auch. Üppiges Grün, viele Blüten und erstaunlich viele Tiere zeigten uns auf jedem Kilometer der Runde an, dass der Hochsommer, heute am Sommeranfang, bereits in vollem Gange war. Dabei waren wir überwiegend verkehrsfrei unterwegs und auch andere Ausflügler begegneten uns eigentlich erst auf der zweiten Hälfte der Strecke. Bei angenehmen Temperaturen um die 23 Grad bleiben wir erstaunlich frisch, so dass zwei große Trinkflaschen pro Person ausreichten.
Über Trebur und Astheim ging es in die Gegend in der, noch vor rund 2000 Jahren, der Neckar in den Rhein mündete. Auf Satellitenbildern kann man noch heute große Teile des früheren Neckarlaufes als Grünzonen oder dunkle Flecken erkennen, wir waren somit auf der ersten Hälfte der Tour praktisch fast direkt auf den Spuren des Neckars unterwegs.
Auf der zweiten Hälfte hatten wir dann überwiegend Rückenwind, es rollte fast von selbst, was aber dazu führte, dass ich versuchte zu fahren, ohne Nachzudenken. Aus Gewohnheit bog ich an einer bekannten Stelle ab und wir verließen für kurze Zeit die geplante Strecke um aber nach rund 4 Kilometern wieder auf die vorgesehene Strecke einzuschwenken. Totale Entspannung in der Natur kann also auch Nachteile haben, wenn man zu sehr „abschaltet“. Das Befinden in der Gruppe war aber noch gut, so dass wir durch den Umweg von rund 3 km mit keinen Problemen am Ende rechneten.
Dann ging es in Richtung Süden, parallel zum Rheindamm. Der Anteil an Betonwegen war gefühlte 25 %, was eigentlich sonst fast ein K.O.-Kriterium gewesen wäre, doch tatsächlich bestanden nur rund 15 % der Strecke aus Betonwegen, die wir mit unseren extrascharfen Stockspitzen recht gut nehmen konnten. Dazu muss man sagen, dass der Beton in dieser Gegend noch relativ angenehm ist, weil er teilweise aufgeraut oder mit Querrillen versehen ist.
Nach dem Gebiet der Hessenaue gab es dann bei km 34 eine kleine moralische Belohnung: Einen Blick auf „Vater Rhein“. In einer weiten Kurve tuckerten riesige Frachtkähne um die Ecke und am gegenüberliegenden Rheinland-Pfälzischen Ufer konnten wir an großen Stränden viele Erholungssuchende sehen. Weiter ging es Richtung Knoblochsaue, einem Naturschutzgebiet, an das gleich südlich an das bekannte Naturschutzgebiet Kühkopf grenzt.
Doch kaum an der Knoblochsaue angekommen, bogen wir nach Osten ab, weg vom Rhein an den Leeheimer Seen vorbei nach Leeheim. Bis dahin waren wir ganze 20 km unterwegs, ohne eine Ortschaft durchqueren zu müssen, es war fast wie ein kleiner Kulturschock, plötzlich wieder am Straßenverkehr teilnehmen zu müssen. Die letzten 7 Kilometer über Dornheim und Berkach zurück nach Groß-Gerau waren fahrtechnisch sehr leicht, was aber auch notwendig war, denn die Kräfte schwanden nun doch langsam, aber sicher. Am Ende standen, durch den kleinen Umweg, 3 Kilometer mehr als geplant auf dem GPS-Tacho. 48 Kilometer haben uns dann aber auch gereicht. Wie eine „halbe Sache“ hat sich das nicht angefühlt.
Wer die Tour nachfahren möchte, hier ist der Routenlink der ursprünglich geplanten 45-km-Runde.
Tipps für Langstrecken-Touren
- Zu den Langstrecken-Touren kann man Touren ab 35 bis 40 km Länge zählen. Daher sollte man sie nur mit einer gewissen Ausdauergrundlage angehen, also vorher schon in regelmäßigem Training stehen.
- Ausreichend Trinken mitnehmen (z.B. im Trinkrucksack) und frühzeitig zu trinken anfangen. Gegebenenfalls einplanen, wo man seinen Wasservorrat nachfüllen kann.
- Etwas leichte Nahrung für den Notfall mitnehmen. Müsliriegel oder Obst sind gut geeignet. Bei einer Belastungsdauer ab etwa zweieinhalb Stunden schon frühzeitig (nach etwa einer Stunde) damit beginnen alle 30 Minuten kleine Mengen Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Aber bitte keinen Traubenzucker, das wäre beim Ausdauersport zu ziemlich das Sinnloseste, was man essen könnte.
- Keine zu langen Pausen machen. Bis rund 5 Stunden Tourendauer ist es in der Praxis oft angenehmer, die Pausen wirklich nur auf die Dauer der Verpflegung zu begrenzen. Dann ist man nämlich früher wieder zu Hause um sich zu erholen. Ausnahmen sind natürlich touristisch lohnenswerte Ziele und Besichtigungen.
- Keine Eile, aber auch nicht bummeln. Wichtig ist eine konstante Belastung, die nicht mehr als 80 bis 85 % des Tempos eines sehr zügigen Stundentrainings entspricht. Das Gruppentempo richtet sich nach dieser Orientierungsformel und nach der Leistungsfähigkeit des schwächsten Gruppenmitgliedes.
- Der Gruppenleiter gibt dann das dieses Tempo vor, die Leistungsschwächsten folgen ihm direkt. Die Stärksten rollen immer hinten in der Gruppe und müssen dadurch die größten Temposchwankungen aushalten. Die Teilnehmer einer Tour haben unterwegs wahrheitsgemäß Auskunft über ihr Befinden zu geben. Wenn jemand den Helden spielen will und deswegen aus den Latschen kippt, nutzt das keinem etwas.
- Wenn mit extremem Klima, Hitze, Kälte, hohe Luftfeuchte oder dünne Höhenluft zu rechnen ist, die Tour nur akklimatisiert beginnen.
- Nur mit technisch einwandfreier, eingestellter und erprobter Ausrüstung starten. Die wichtigsten Ersatzteile und Werkzeuge mitführen.
- Wer an organisierten Touren teilnimmt, sollte sich vorher über schwierige Streckenabschnitte informieren und sich darauf vorbereiten. Cross-Abschnitte sollte man man in der Gesamtbelastung auf der ersten Hälfte der Tour etwa doppelt so hoch berechnen, wie leichte Streckenabschnitte. In der zweiten Hälfte der Etappe sollte man sie sogar dreifach berücksichtigen. Eine 50-km-Tour mit je einer 10 km Cross-Sektion, am Anfang und am Ende, wird also so schwer empfunden wie eine 80 km-Tour auf besten Asphalt.
- Wenn man sich von der Distanz her in Neuland begibt, sollte man seinen bisherigen „Erfahrungshorizont“ um nicht mehr als 50 % erweitern, mit 30 km als bisher längste Strecke, sollte also einen 45 km Halb-Wasa noch gut zu schaffen. Eine Verdoppelung der persönlichen Rekorddistanz kann aber schon problematisch sein.
- Für alle, die 30 km im Training keine Routine sind, sollten Langstrecken-Touren um die 40 km oder länger, nicht zu häufig absolviert werden. Zwei- bis viermal im Jahr genügt dann eigentlich. Die Effizienz der Trainingswirkung nimmt ab etwa zweieinhalb Stunden Dauer spürbar ab.
Sinn und Zweck von Langstrecken-Touren
- Die Natur zu erleben und seinen Spaß zu haben kann man durchaus aus „sinnvoll“ betrachten.
- Gesundheitssportler setzen einen besonderen Trainingsreiz der besonders den Fettstoffwechsel anspricht.
- Auch leistungsorientierte Freizeitzeitsportler erweitern ihre sportlichen Fähigkeiten mit Langstrecken-Touren.
- Mental tun lange Touren gut, man kann gut abschalten und bekommt eine gute Bestätigung für sein absolviertes Training.
- Auf organisierten Touren lernt man neue Trainingsgegenden kennen und auch nette Leute. Allerdings sollte man die pathetisch-platte Floskel der „Sportskameradschaft“ nicht überstrapazieren (keine falschen Hoffnungen wecken) und sich allein darauf konzentrieren, dass es zumindest eine Genugtuung sein kann, gemeinsam ein Ziel zu erreichen.