Cross-Skating gehört zu den relativ leicht erlernbaren Sportarten. Das bedeutet nicht, dass die uns spezielle Bewegungen dieser Sportart in die Wiege gelegt wurden. Wer experimentierfreudig oder mutig ist tut … [Weiter lesen...] about Cross-Skating bei „Null“ anfangen
Was ist beim Cross-Skating anders als beim Ski-Skating? Teil 2
Fortsetzung von Teil 1
Der Fahrstil und das Training
Dieser ergibt sich teilweise aus den im ersten Teil genannten Punkten. Mitunter sieht man bei eigentlich guten Ski-Skatern auf Cross-Skates folgende Cross-Skating-Stil-Mängel. Auch ausgesprochene Cross-Skater ertappen sich immer wieder bei diesen Grundfehlern:
- Das Vorderrad wird vom Skilangläufer oft nicht höher als das Hinterrad gehoben und „hängt“ dann. Unter Idealbedingungen (Rollroller-Strecke, keine Ermüdung und keine Störungen von außen durch Mitfahrer, Wetter oder Hindernisse) mag das beim routinierten Ski-Skater ohne Folgen bleiben, doch diese Bedingungen hat man fast nie. Somit kann sich das scheinbar entspannte „Hängenlassen“ (Fußheber entspannt dabei, sollte er aber auf Cross-Skates nicht) ins Gegenteil umkehren, wenn es einmal schief geht oder man durch Ermüdung oder erschwerte Streckenbedingungen immer mehr und mehr schludert. Bei Routiniers kommt dieser Fehler teilweise von den etwas anderen Bewegungsabläufen der bereits bekannten Sportarten, wie dem Skilaufen, aber man kann das leicht umstellen.
Bedenklicher ist schon, dass im Anfängerbereich leider zu oft bestimmte Übungen oder Übungsreihen (das klingt immer so korrekt) durchgeführt werden, die zur falschen Skateführung erziehen. Dies sind die Übungen, bei denen die Skates erstens weit vom Boden abgehoben werden und zweitens die Übungen denen das Hinterrad deutlich höher geführt wird als das Vorderrad. Hier werden keinesfalls typische Cross-Skating Inhalte vermittelt, sondern es wurden in solchen Fällen in der Regel nur Inlineskating-Übungsreihen oder Übungen auf den DSV-Lehrbuch nachgeahmt. Skiläufer, die im guten Glauben, dass in Cross-Skating Kursen auch automatisch Cross-Skating Fahrtechnik unterrichtet wird, ganz speziell dort anmelden, sollten das wissen. Manchmal outen sich aber Kursanbieter unbeabsichtigt durch Medien auf denen sie gerade diese für Cross-Skater falschen Übungen zeigen. - Stöcke werden vom Skilangläufer in den Boden „gerammt“, teilweise dabei sogar nach vorn gerichtet. Der Stockeinsatz muss auf hartem Boden „weich“ erfolgen, sonst ist der Aufschlag mitunter ziemlich hart. Nicht nur die Stöcke und der Bewegungsapparat können dadurch höher belastet werden als auf Schnee, die Stöcke neigen auch mehr zum Abprallen vom Boden und rutschen dann häufiger weg. Wenn man bei den Roll-Skating Sportarten Cross-Skating, Rollerskiing oder Nordic-Skating keine unnötigen Stockstolperer oder Stockbrüche riskieren will ist ein konsequenter Stockaufsatz hinter den Füßen besonders wichtig. Wenn man dies beinahe schon übertreibt, wird man feststellen, dass sich gar keine selbstverursachten Stürze durch Stockfehler mehr einstellen können. Auf Schnee mag das ja manchmal noch gut gehen oder sogar ein Spaß sein, auf Asphalt tut es oft weh und wird teuer.
- Die Cross-Skates werden vom Skilangläufer manchmal recht hart aufgesetzt, was in einigen Fällen eine Folge der zu hohen Fersenführung ist (größere Fallhöhe ergibt höheres „Aufschlagtempo“). Orthopädisch ist dies durch die Luftbereifung oft weniger bedenklich, aber die Muskulatur ermüdet stärker durch die Erschütterung. Außerdem wird das Material der Cross-Skates höheren Spitzenbelastungen ausgesetzt, was schneller zu Material-Ermüdungsbrüchen führt, wie sie an Cross-Skates gelegentlich bekannt wurden.
- Der überflüssige Versuch die innere „Skikante“ einzusetzen, führt auf Cross-Skates zum Einknicken nach innen (Pronation), denn am Cross-Skate gibt es keine Skikante, die man sinnvoll einsetzen könnte. Außerdem kippt der Cross-Skate durch die runden Reifen etwas leichter nach innen, als ein Ski, der mit seiner flachen Unterseite eine gewisse Kippstabilität bietet. Dieses Einknicken ist immer etwas instabil (ergibt schlechtere Skate-Kontrolle und höherer Kraftaufwand), ermüdet die Haltemuskulatur und führt mitunter zu orthopädischen Problemen (Sprunggelenk, Knieseitenbänder oder Menisken). Man sollte beachten, dass viele Hobbyskiskater einige Tage lang im Jahr auf Skiern diese Haltung noch ganz gut wegstecken können, bei rund 10 bis 11 Monaten im Jahr auf Cross-Skates könnten sich Probleme durch solche Cross-Skating-Stilfehler dann eventuell richtig ausprägen, aber auch beim Ski-Skating sind geradere Haltungen oft erwünscht. Daran sollte man also auf Skating-Skiern, wie auch auf Cross-Skates arbeiten. Der Beinabstoß erfolgt beim Cross-Skating korrekt vom Hüftgelenk gerade über das Knie in das gerade Sprunggelenk (d.h. seitlich nicht eingeknickt). Die Neigung der Bein- und Fußgelenke ist dabei nur exakt so stark wie das Bein nach außen ausschert und nicht zusätzlich noch etwas stärker eingeknickt, wie es beim Ski-Skating durch den Kanteneinsatz notwendig wäre.
- Der Beinadruck zielt bei Ski-Skating primär darauf, den Schnee richtig mit der Kante zu greifen um einen sauberen Kantenhalt für den Abstoß zu erzielen. Cross-Skates haften (oder auch nicht) unabhängig von ihrer Neigung. Das Abdruckverhalten und der Krafteinsatz richtet sich aber, besonders auf rutschigem Untergrund, oft erheblich nach den aktuellen Bodenverhältnissen und wird dann auch ganz anders – der akuten Situation angemessen – dosiert und auch anders variiert als auf Skiern. Zum Beispiel hat ein kräftiger Abstoß keinen Zweck, wenn man auf dem Untergrund stark rutscht und wird die effektiven Abstoßwirkung dadurch sogar verringern. Sowohl auf Skating-Skiern, als auch auf Cross-Skates wird man den Abstoß vom Sportgerät zum Ende der Abstoßphase beschleunigen bzw. verstärken. Beim Cross-Skate ist aber, durch den fehlenden Kanteneinsatz, die Einteilung der Kraft theoretisch „bliebig“, man könnte also auf rutschigem Boden schon etwas früher drücken und dafür später etwas weninger um eine abschließendes Wegrustchen zu vermeiden. Dies wäre auch beim Ski-Skating fatal, man hätte am Ende das Abstoßphase einfach keinen Druck mehr auf der Kante. Dafür wird, Dank Skibindung, der Abstoß bis in den Fußballen verlängert. Hier bricht der Cross-Skater den Abstoß recht abrupt ab, um sein Vorderrad wieder kontrolliert „einzuholen“.
- Die Anforderungen an die Schwerpunktlage auf Cross-Skates ist durch die eigene Bauart und durch die Umweltbedingungen („cross“) eine deutlich andere als auf Skiern. Der Schwerpunkt sollte tendenziell sehr weit hinten liegen (hohe Hinterradlast), was durch die Bauart (weit hinten liegende Schuhbefestigung) und durch die Fahrtechnik (anderer Stand und Abstoß) realisiert wird. Skilangläufer treten beim Cross-Skating oft das Vorderrad im Untergrund „fest“ und neigen dann zum Stolpern. Cross-Skater stoßen sich in die Fersen hinein ab und rollen den Fuß beim Abstoß weder in den Fußballen hinein ab, noch lassen sie in der Rückholphase den Vorderfuß hängen.
- Besonders durch dieses deutlichere Anheben des Vorderfußes beim Cross-Skating, bleibt für die Fußhebemuskulatur weniger bis gar keine Zeit zur Erholung. Die Muskulatur rund um das Schienbein wird man dadurch erheblich stärker spüren und trainieren, je höher die Belastung ist und je höher die fahrtechnischen Anforderungen sind.
- Durch die anderen Abmessungen von Cross-Skates ergibt sich auch ein anderes Bewegungsmuster der Beine, wie z.B. erheblich schmaleres Aufsetzen der Skates am Berg und dadurch wiederum eine leicht geänderte Stocktechnik (andere Platzverhältnisse) und sogar andere Körperhaltung, die sich aber auch durch den vorher genannten Punkte ergibt. Viele Skilangläufer fahren auf Cross-Skates am Berg viel zu breit oder werden viel zu asymmetrisch, weil sie nach wie vor versuchen sich nicht auf die Skienden zu treten. Das ist fast immer eine unbegründete Angst mit Cross-Skates und mit dem richtigen Material kommt es auch mit Skating-Skiern kaum vor. Der Cross-Skating Stil ist symmetrischer und auch oft schmaler, was sich auch auf die Stockführung auswirkt, die dann ebenfalls etwas enger sein kann.
- Die größten Unterschiede liegen in der Art des Beineinsatzes. Gerade durch die fixierten Fersen bei den Cross-Skates und die erwähnten anderen Eigenschaften ist der Beineinsatz etwas weniger steigerungsfähig als beim Ski-Skating und daher mehr als Dauerantrieb zu verstehen, der vom „Oberkörper-Turbo“ bei entsprechenden Gelegenheiten deutlich unterstützt werden muss. Bei Ski-Skating kann man schon mit Grundkenntnissen, zum Beispiel bergauf den Oberkörper und Beineinsatz gleichermaßen verstärken. Bei Cross-Skating ist mehr Leistung über die Beine erst abrufbar, wenn man sich angewöhnt hat, in diesen Phasen tiefer in die Knie zu gehen um einen längeren Abstoß zu erzielen. Die Wadenmuskulatur arbeitet dabei mehr in Dehnung und viel statischer als auf den Skiern, wo man eine etwas natürlichere Streckbewegung oder auch Abstoß-Bewegung durch das gesamte Bein bis ins Sprunggelenk durchführt. Das ist jedem bereits vom Gehen, Laufen und Springen bestens bekannt. Hier haben wir also als Gegenpole, das tiefere statische „Aussitzen“ beim Beinabdruck gegenüber einem (manche sagen eleganteren, andere natürlicheren) Strecken des Beines beim Abstoß das zusätzlich noch eine kurze Entspannungsphase für die Fußhebermuskulatur zulässt. Das erstere, die Cross-Skating Beintechnik, muss vielleicht etwas länger erlernt werden, die zweite, die Ski-Skating Beintechnik, mag schneller einleuchten, da sie im Abstoß dem Laufen etwas mehr ähnelt, enthält aber gerade in der langen Streckphase die Gefahr in schwierigen Situationen in diesem Moment die Kontrolle zu verlieren. Dafür gibt es auf Cross-Skates im Gegenzug keine wirklich stabile Roll-/Gleitphase, die der Ski-Skater gern auf dem flächig aufliegenden Ski absolviert. Skates mit Fersenanbindung, wie Cross-Skates, bieten dafür aber eine zeitlich wesentlich lückelosere Kontrolle über das Sportgerät, was auf Waldwegen auch oft notwendig ist.
- Durch den härteren Untergrund werden beim Cross-Skating die Oberkörper- und die Bauchmuskulatur mesitens etwas stärker beansprucht. Die Widerstände sind einfach direkter. Trotzdem muss der Stockeinsatz beim Aufsetzen „gefühlvoller“ erfolgen, damit auf hartem Boden (Asphalt, Beton) die Stöcke nicht unnötig abrutschen oder abprallen.
So lange beim Cross-Skater noch Fehler in den Grundtechniken auftreten, muss, auch wenn eine umfangreiche Routine auf Skatingskiern vorhanden ist, unbedingt noch an den speziellen Grundtechniken des Cross-Skating gearbeitet werden. Sonst kommt am Ende doch wieder nur „Skilaufen auf Rädern“ dabei heraus, was oft gerade Skilangläufer am allerwenigsten wahr haben wollen. Den Unterschied kann man, mit einer gewissen Sensibilität, zwar sofort spüren, ihn auszuarbeiten erfordert aber jahrelanges Training und vor allem Üben (!) auf Cross-Skates.
Um die Unterschiede zu spüren und richtig beurteilen zu können, sollten Cross-Skater sich einmal richtig mit dem Skiskating beschäftigen und es unter professioneller Leitung erlernen. Umgekehrt gilt aber auch für Ski-Langläufer, dass sie den Cross-Skating Sport kaum einschätzen können, wenn sie ihn nicht genauer kennen. Und das bei zwei so sehr verwandten Sportarten!
Einer der ganz entscheidenden Unterschiede der Cross-Skates zu Langlauf-Skiern sind die Bremsen, die nicht allein zum Anhalten dienen, sondern beim Cross-Skating auch als „Stilmittel“ eingesetzt werden. Man kann nämlich die Bremsen auch zum Halten des Gleichgewichts und zum Verhindern von Stürzen einsetzen. Man nutzt sie mit zunehmender Routine dann nicht nur um vor plötzlichen Gefahren anhalten zu können oder die Geschwindigkeit (mit einiger Vorausplanung) verringern zu können. Die Möglichkeit sehr schnell und wirksam und eigentlich intuitiv zu bremsen, ergibt mehr Möglichkeiten und Sicherheit als auf Skiern. Allerdings kommen diese Vorteile nur mit zwei Wadenbremsen voll zum Tragen. In der persönlichen Bilanz werden Cross-Skater fast immer seltener stürzen als mit der gleichen Kilometerleistung auf Skating-Skiern. Allerdings sind Stürze von den Cross-Skates auch folgenreicher als beim Wintersport auf Schnee, wo man manchen lustigen Sturz noch als festen Bestandteil des Schneevergnügens verstehen kann. Wer vom Cross-Skating direkt in die Skisaison startet und etwas unkonzentriert beginnt, wird häufiger auf Langlaufskiern hinten über fallen, weil die Hinterradbelastung und vor allem die Bremsenbenutzung schon zur Gewohnheit geworden ist. Cross-Skater „sitzen“ dann zu weit hinten. Dann hilft nur ein schnelles Umlegen des Schalters im Kopf auf das „Skiprogramm“ und sehr hohe Aufmerksamkeit am Anfang.
Wieder andere Besonderheiten weist die Technik des Skiroller Laufens auf, das teilweise vom Cross-Skating, wie auch vom Skilanglauf deutlich abweicht.
Besonderen Dank an Dipl.- Sportwissenschaftler Tim Tröschel für die Mitarbeit an diesem Artikel!